Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 39 von Mathias Bröckers

 

Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 39

Hätten die Russen im Juli vor 80 Jahren schon lenkbare Präzisionsraketen vom Typ „Kalibr“ gehabt, wie sie jetzt in einem Offiziersclub in der ukrainischen Stadt Winniza eingeschlagen sind, wäre der Weltkrieg sofort erledigt gewesen. Oder zumindest der „Führer“, der am 2. Juli 1942 dort sein östliches Hauptquartier „Werwolf“ bezogen hatte, um für drei Monate…

Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 39

18. Juli 2022

 

Hätten die Russen im  Juli vor 80 Jahren schon lenkbare Präzisionsraketen vom Typ “Kalibr” gehabt, wie sie jetzt in einem Offiziersclub in der ukrainischen Stadt Winniza eingeschlagen sind, wäre der Weltkrieg sofort erledigt gewesen. Oder zumindest der “Führer”, der am 2. Juli 1942 dort sein östliches Hauptquartier “Wehrwolf” bezogen hatte, um für drei Monate den Krieg an der Ostfront zu beaufsichtigen. Das Country Club-artige Gelände mit 81 Gebäuden, drei Bunkern, Kino, Sauna und Swimmingpool wurde von 4000 Zwangsarbeitern errichtet, die anschließend in Massengräber verscharrt wurden. Dem Bestreben, dort nicht nur eine Gedenkstelle für die Opfer, sondern ein Museum einzurichten, hatte sich die Regierung Yanukowitsch 2011 noch widersetzt, 2016 jedoch wurde ein Museum errichtet – der  Hitler-Bunker, berichtete die “Welt”,  soll Besucher in die Ukraine locken.  Zu besichtigen ist dort allerdings nichts mehr, die Anlage wurden von den Deutschen bei ihrem Rückzug gesprengt und besteht nur noch aus einem Trümmerfeld. Zu einem solchen hatte die Naziarmee bei ihrem Rückzug auch die angrenzende Stadt Winniza gemacht, die dann von der Sowjetunion wieder aufgebaut wurde – unter anderem mit einem stattlichen, neo-klassischen Bau im Zentrum, dem “Haus der Offiziere”. Dieses liegt seit dem vergangenen Mittwoch, wie das russische Verteidigungsministerium am 14.7. meldete,  ebenfalls in Trümmern:

Am 13. Juli wurden auf das “Haus der Offiziere” der Garnison in Winniza die hochpräzisen, seegestützten Kalibr-Raketen gestartet. In der Einrichtung fand eine Konferenz der ukrainischen Streitkräfteführung mit Vertretern ausländischer Waffenlieferanten statt, auf der die Entsendung einer weiteren Charge von Flugzeugen, Zerstörungsmitteln sowie die Organisation der Reparatur ukrainischer Flugzeuge erörtert werden sollten. Der Angriff führte zur Ausschaltung der Konferenzteilnehmer.”

Letzteres wurde von ukrainischer Seite nicht bestätigt,  dass aber das Haus der Offiziere dahin ist, zeigen zahlreiche Fotos und Videos des Gebäudes, zu denen von westlicher Seite aber nur von russischen “Angriffen auf Zivilisten” (und 24 Toten) die Rede ist – dass der Offiziersclub  ein “mögliches Ziel” der Attacke gewesen ist, wird von der “New York Times” im sechsten Abschnitt des Artikels eher nebenbei erwähnt. Tatsächlich war er das  eigentliche Ziel und wurde aus 200 Kilometern Entfernung exakt getroffen, was  für die triumphalistischen Medien aber nicht ins Bild passt und besser unerwähnt bleibt. Zumal man dann auch hinzufügen müsste, dass derartige Treffer auch auf jedes andere Gebäude, jeden anderen Treffpunkt,  jederzeit möglich sind und selbst neuartige Führerbunker vor  Kinzhal, Sarmat & Co. nicht sicher. Für NATO-Berater, Waffenhändler und ihre Freunde gilt:  ukrainische Offiziersclubs besser meiden – die Russen haben da ungute Erinnerungen. Sie sehen das mit Autokratie vs. Demokratie historisch und aktuell genau anders herum als der kollektive Westen. Weiterlesen bei mathias.broeckers.com

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