Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 43 Von Mathias Bröckers

Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 43

Ich werde langsam ein wenig kriegsberichterstattungsmüde. Und würde am Liebsten nur noch Karl Kraus zitieren, der Anfang des 20. Jahrhunderts eigentlich schon alles gesagt hat. „Wie wird die Welt regiert und in den Krieg geführt ?

 

Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 43

11. August 2022

 

 

Ich werde langsam ein wenig kriegsberichterstattungsmüde. Und würde am Liebsten nur noch Karl Kraus zitieren, der Anfang des 20. Jahrhunderts eigentlich schon alles gesagt hat.
“Wie wird die Welt regiert und in den Krieg geführt ? Diplomaten belügen Journalisten und glauben es, wenn sie’s lesen”, hatte er notiert nachdem auf eine Falschmeldung der deutschen und österreichischen Presse über einen französischen Bombenabwurf auf Nürnberg Ende Juli 1914 unmittelbar die Kriegserklärung an Frankreich erfolgt war. Dieser fingierte Bericht war für ihn die Urlüge und das Paradebeispiel für die Manipulation der Massen in Kriegszeiten, die Kraus dazu führte, “den Journalismus und die intellektuelle Korruption, die von ihm ausgeht, mit ganzer Seelenkraft zu verabscheuen”.
Als Pionier der Medienkritik hatte Kraus schon erkannt, dass die Medien die Wirklichkeit nicht abbilden, sondern erzeugen,und dass Meinungen und Stimmungen nicht einfach entstehen, sondern gemacht werden: “Ich habe erlebt, wie Krieg gemacht wird, wie Bomben auf Nürnberg, die nie geworfen wurden, nur dadurch, dass sie gemeldet wurden, zum Platzen kommen.”
All das erleben wir heute. Und nicht mehr nur schwarz auf weiß, als Zeitungsmeldung in gedruckter Form, sondern in Bild und Ton rund um die Uhr – Fake News, Desinformation, Propaganda im Turbo-Modus. Und wenn doch noch mal ein zarter Hauch von echter journalistischer Berichterstattung – wie eine CBS- Dokumentation über Schwarze Loch Ukraine, in dem zwei Drittel der gelieferten Waffen  verschwinden – dann muss der Sender den Report entfernen. Wenn Amnesty International berichtet, dass die ukrainische Armee Kriegsverbrechen begeht weil sie sich hinter Zivilisten verschanzt,wird die Institutschefin sofort gefeuert.  Und wenn ein Prominenter wie der großartige Roger Waters ( “We dont need no education”) auf CNN ein wenig Klartext redet und dem Reporter  (ab Min. 23) “education” verordnet in Sachen 2.Weltkrieg, Ukraine, Minsk-Vereinbarungen und begründet, warum der waffenliefernde Joe Biden ein “Kriegsverbrecher” ist (wie übrigens ja auch sämtliche  seiner Vorgänger in den letzten Jahrzehnten), kann so ein Interview nicht ungeschnitten gesendet werden. Und wer gar wagt, als echter Frontreporter live aus dem Donbass zu berichten wie Graham Philips, dem wird in seiner britischen Heimat sein Bankkonto gesperrt – ohne Gerichtsverfahren, ohne Einspruchsmöglichkeit, unter dem Bann totalitärer “Sanktionen”. Über den ähnlich gelagerten Fall der deutschen Youtube-Bloggerin Alina Lipp hatten wir unlängst  im 3. Jahrtausend berichtet.  Willkommen in der Neuen Normalität der “regelbasierten internationalen Ordnung”, in der grundlegende Menschenrechte der Magna Carta  von 1215 ebenso außer Kraft gesetzt sind wie die Presse-und Meinungsfreiheit.
Auch einige Exemplare der Kraus`schen “Fackel” wurden 1914 ff. beschlagnahmt oder zensiert, als außer ihm nahezu sämtliche Literaten, Künstler und Intellektuelle in Reih` und Glied dem Kriegswahn anheim fielen und Zeitungen “patriotisch” gleich-geschaltet waren. Wer Zweifel am “Sieg” äußerste, galt, mit den aus Frankreich importierten Modewort, als “Defätist”, für Völkerfreundschaft und Verhandlungen mit dem “Feind” zu plädieren als Verrat, Haß und Hetzgedichte wurden vom Kaiser persönlich gewürdigt und bald , so Stefan Zweig in seinen Erinnerungen “Die Welt von Gestern”, gab es “unter den siebzig Millionen Deutschen…keinen einzigen Menschen mehr, der den ‚Hassgesang gegen England‘ nicht von der ersten bis zur letzten Zeile kannte.” Jetzt stimmt auch die alte Tante “Zeit” , einst eher solide und zurückhaltend, völlig ungeniert solche Chöre an – “Russen sind Zombies!” – mit Homestorys über die heldenhaften ukrainischen Nazi-Brigaden, deren rassistische, menschenverachtende Ideologie den lesenden Oberstudienrätinnen als “Hypernationalismus, Männlichkeitsmythen und Askese” nahe gebracht werden. Also asketischen Hakenkreuz-Mönche im heiligen Krieg gegen russische Untote – Freund/Feind-Unterscheidung leicht gemacht, nur Zombieversteher können da zweifeln…
Unterdessen will Präsident Zelensky mit diesen Gestalten weiterhin die Halbinsel Krim “zurückerobern”, was zwar völlig illusionär ist, von der hyperbellizistischen BBC aber selbstverständlich 1:1 reportiert wird. Ein wichtiger Grund, warum der Ex-Komiker von seiner  schon arg zermürbten Armee weitere Landgewinne fordert, mag in einem Gesetz liegen, das er 2020 erlassen und damit  möglich gemacht hat, dass ukrainisches Land, die seit der Antike für ihre Fruchbarkeit berühmte “schwarze Erde”,  zur Beute von Hedgefonds werden konnte: 30% des ukrainischen Bodens  – 1,7 Millionen Hektar, mehr als sämtliche Agrarflächen Deutschlands – sind mittlerweile im Besitz von multinationalen Konzernen unter der Kontrolle von Blackrock, Vanguard und Co. Innerhalb, unterhalb, dieses Kriegs gibt es einen weiteren um Landwirtschaftsflächen, mit Monsanto, Dupont und dem Giftkartell auf der Seite und Russlands Verbot von  genetisch verändertem Saatgut auf der anderen. Dass die fruchtbarsten Böden der Ukraine im mittlerweile russisch kontrollierten Süden und Osten des Landes liegen   – ebenso wie die grossen Erdgasfelder im Donbass, auf die Exxon ein Auge geworfen hat – und bei der aktuellen Lage im Krieg für diese Investoren verloren sind, mag erklären, warum seitens des Großkapitals und seiner Büttel in der Politik der “Sieg auf dem Schlachtfeld” trotz seiner Aussichtslosigkeit nach wie vor propagiert wird. Weiterlesen bei Mathias Broeckers.com

 

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