Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 46 von Mathias Bröckers

 

Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 46

3. September 2022

Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine hat sich meine Morgenlektüre um zwei Quellen erweitert, auf die ich gerne wieder verzichten würde: die militärischen “Briefings” der Verteidigungsministerien aus Kiew und aus Moskau.  Weil das, was dort behauptet wird, nicht direkt überprüft werden kann und auch kaum weitere unabhängige Quellen existieren, um die Angaben über Materialverluste, Landgewinne, Tote und Verwundete zu verifizieren – und  gleichzeitig klar ist, dass beide Seiten propagandistisch stets zu ihren Gunsten über,- bzw. untertreiben – kann der Wahrheitsgehalt der jeweiligen Behauptungen nicht sofort, sondern wenn überhaupt erst im Nachhinein ermittelt werden. Wer sich im Propagandanebel des Kriegs ein Bild der Realität machen will, muss herausfinden, welche der beiden Parteien weniger lügt.

Meine Einschätzung nach den ersten Tagen, dass die russischen Briefings sachlicher und realitätsnäher sind als die ukrainischen, hat sich seitdem immer wieder bestätigt. Dass ich anfangs vermutete, der Krieg sei in wenigen Wochen erledigt, weil Russland haushoch überlegen ist, war der naiven  Vorstellung gefolgt, dass die Russen so Krieg führen wie die Amerikaner und mit ihren Bomberstaffeln einfach alles in Schutt und Asche legen.  Dass die  “Spezielle Militäroperation” genannte Invasion ein andere Form der Kriegsführung war, stellte sich erst nach und nach heraus, ebenso wie die Finte mit dem Vormarsch Richtung Kiew in den ersten Tagen, von der sich die Russen vielleicht eine schnelle Kapitulation erhofft hatten, die dann nicht kam, ihnen aber auch  ermöglichte, im Osten, wo sich der Kern der ukrainischen Armee eingebunkert hat, ihre Artillerie ungestört aufzufahren – und die ukrainische  “Maginot-Linien”   unter Beschuss zu nehmen. Mit Dauerfeuer, das erst endet, bis aus den jeweiligen Festungen und Stellungen keine Gegenwehr mehr erfolgt. So lässt sich das scheinbar langsame Vorrücken der russischen Streitkräfte erklären, nicht aber, dass auf diese Weise schon über 47.000 russische Soldaten ums Leben gekommen sein sollen, wie Kiew behauptet. Näher an der Wahrheit scheinen mir dagegen  die Verlustzahlen der ukrainischen Truppen zu liegen, die laut einem Ende August  geleakten Dokument bei 79.000 Toten und 42.000 Verwundeten liegen soll. Der  ukrainische  General Serhiy Krivonos spricht sogar von “hundertausenden” Toten.

Überprüfen kann ich diese Angaben nicht,  wer weniger lügt, kann aber vielleicht ein Blick auf die Landkarte und die Frontlinie zeigen, die sich seit Monaten nicht zugunsten der Ukraine verändert, sondern nur zugunsten der Gebiete unter russischer Kontrolle. Was bei den gigantischen Verlusten der Russen, die Kiew täglich postet, eigentlich völlig unmöglich ist. Genauso unmöglich und bizarr wie die landauf landab kolportierte Behauptung, dass russische Truppen ein von ihnen selbst kontrolliertes Kernkraftwerk beschießen würden. Aber wenn CNN, BBC und “Tagessschau” es melden und melden, muss ja wohl was dran sein. Weiterlesen bei Mathias Broeckers.com

 

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