Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 71 von Mathias Bröckers

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Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 71

24. Februar 2023

“Eigentlich ist der 2.Weltkrieg noch nicht zu Ende,  wir hatten nur seit 1945 einen Waffenstillstand.” Als diese Bemerkung unlängst in einer Runde fiel, hatten wir  nicht weiter darüber gesprochen, als ich später darüber nachdachte schien mir die Perspektive aber gar nicht  so falsch. Nicht zufällig wurde diese lange Waffenstillstandsphase  “Kalter Krieg” genannt, denn ein Krieg war es ja durchaus, nur dass man entlang der Frontlinie und ihren Hotspots wie der Berliner Mauer nicht mehr dauernd herumfeuerte. Dank der vernünftigen Außenpolitik von Willy Brandt und Egon Bahr (“Wandel durch Annäherung”) waren für  die eingeschlossenen Westberliner bald auch gefahrloser Transit und Besuche im “Feindesland” gegen Eintrittsgeld (“Zwangsumtausch”) möglich;  und dank Gorbatschow konnte dann 1989 die gesamte Front begradigt und die Grenze abgeschafft werden.

Ein “Weltfrieden” war damals greifbar nahe, aber das US-Imperium hatte leider andere Pläne. Ein Friedensvertrag zwischen Deutschland und Russland wurde nicht geschlossen, stattdessen die osteuropäischen Länder in Windeseile mit Geld und EU-Beitritt geködert, um sie dann zwecks Fortsetzung des Kriegs zu  NATO- Frontstaaten aufzurüsten. Bis Russland vor einem Jahr diesen Vormarsch mit seiner “Speziellen Militäroperation” in der Ukraine stoppte. Seitdem geht an  der neuen Frontlinie in der Ostukraine der Krieg weiter. Und wie vor 100 Jahren, als die anglo-amerikanischen Eliten zuerst Mussolini und dann Hitler finanzierten und förderten, um sie gegen die Sowjetunion in Stellung zu bringen – und militärisch erst nach vier Jahren Krieg ernsthaft eingriffen, weil die Rote Armee sonst bis zum Rhein durchmarschiert wäre – werden auch jetzt wieder Vasallen in die Schlacht gehetzt. Anders als damals stehen sich aber im Hintergrund zwei Atommächte mit dem Potential globaler nuklearer Zerstörung gegenüber, sodass es, denke ich, zu einem finalen Showdown nicht kommen wird, weshalb das Artillerie-Gemetzel in der Ukraine dann auch eher wie die “Stahlgewitter” im Ersten Weltkrieg anmutet. Wobei die aktuelle anti-russische Koalition des kollektiven Westens sogar noch auf das Jahr 1901 zurückgeht, wie wir schon im letzten April hier (Notizen # 18) anhand der Grafik des US-Satiremagazins “Puck” notiert hatten. Mit dem Hinweis, dass sich heute nicht mehr blanker Säbel und Gewehre gegenüberstehen, sondern der Bär über mindestens gleichwertige, wenn nicht sogar überlegene Waffen verfügt. Doch nach wie vor gibt sich der kollektive Westen der Illusion hin, Russland auf dem Schlachtfeld besiegen zu können, wenn man nur noch ein paar Panzer mehr liefert – bis auch der letzte Ukrainer sein Leben gelassen hat. Und dann ?

Da Wladimir Putin in seiner jüngsten Rede das “NEW START”-Abkommen zur Begrenzung strategischer  Atomwaffen gekündigt hat und somit nach den seitens der USA gekündigten Verträgen – dem ABM (Anti-Ballistsic-Missile)-Vertrag 2002 von George W. Bush und dem INF (Intermediate-Range Nuclear Forces)-Vertrag 2019 von Donald Trump – die wichtigsten Abkommen zur Vermeidung nuklearer Kriege außer Kraft sind, ist die Welt einer atomaren Apokalypse – der Gefahr, dass angesichts der unausweichlichen  Niederlage auf dem Schlachtfeld ein Dr.Strangelove den roten Knopf drückt – fraglos ein Stück näher gekommen. Und man kann nur hoffen, dass die Verrückten von den roten Knöpfen ferngehalten und rechtzeitig von freundlichen Pflegern in weißen Kitteln in die Psychiatrie geschafft werden können; und dass M.A.D. (Mutually Assured Destruction) – die gegenseitige sichere Vernichtung –  als Drohung in der Luft bleibt und nicht real wird. Was indes bedeutet: das mörderische “Stahlgewitter”, der Bodenkrieg in der Ukraine, wird weiter gehen – und je mehr weiterreichende Waffen und Raketen der Westen anliefert, desto weiter wird dann auch Russland feuern. Weiterlesen bei mathias.broeckers.com

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