Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 81 Mathias Broeckers

Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 81

„Vergib uns unsere Schulden, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern“ – als die Christen im 4. Jahrhundert zur Staatsreligion des römischen Imperiums aufstiegen, wurden die konkreten „Schulden“, deren Erlass ihr Meister Jesus gefordert hatte, in allgemeine „Sünden“ überführt. Das „Jubeljahr“, die jüdische Tradition alle 7 mal 7 Jahre sämtliche Schulden zu streichen, war abgeschafft…

Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 81

 

“Vergib uns unsere Schulden, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern” – als die Christen  im 4. Jahrhundert zur Staatsreligion des römischen Imperiums aufstiegen,  wurden die konkreten “Schulden”, deren Erlass ihr Meister Jesus gefordert hatte, in allgemeine “Sünden” überführt. Das “Jubeljahr”, die jüdische Tradition alle 7 mal 7 Jahre sämtliche Schulden zu streichen, war abgeschafft und damit, so der Ökonom Michael Hudson in seinem neuen Buch “The Collapse of Antiquity”, der Untergang des römischen Weltreichs besiegelt. Die Dynamik zinstragender Schulden hatte in Griechenland und Rom den Aufstieg von Rentier-Oligarchen ermöglicht, was zu starker wirtschaftlicher Polarisierung, weit verbreiteter Austerität, Revolten, Kriegen und schließlich zum Zusammenbruch geführte hatte. Das “Jubeljahr”, und ähnliche Schuldenerlass-Regeln schon bei den Sumerern und Ägyptern, hatten die Balance zwischen Individualismus und Egalitarismus, Privatbesitz und Gemeinwohl,  zu erhalten versucht. Ihr Zusammenbruch hinterließ dann, so Hudson “der nachfolgenden westlichen Zivilisation eine gläubigerfreundliche Rechtsphilosophie, die zu den heutigen Gläubigeroligarchien geführt hat.” Weil diese für dieselben Polarisierungen, Austerität und Kriege sorgt wie vor 2.000 Jahren, scheint dieser historische Rückblick hoch aktuell, ebenso wie die Forderung, dass ein Jubeljahr, einen globaler Schuldenerlass, mehr als überfällig ist. Hier ein Interview mit Prof.Hudson zu diesem Buch: Teil 1 und Teil 2.

Über die voranschreitende Dollardämmerung und den Niedergang des “Petrodollars” hatten wir in der letzten Sendung des 3. Jahrtausends  schon geredet: wenn große Teile der Welt  die US-Währung immer weniger als nationale Reserve verwenden, weil der Zwang ihr Ölimporte in Dollar zu bezahlen wegfällt – und der Diebstahl von 300 Milliarden russischer Dollar-Reserven auf westlichen Banken das Vertrauen vieler Länder erschüttert hat –  ist die Macht des Greenbacks vorbei. Seine extreme Stärke konnte er nur wegen der erzwungenen weltweiten Nachfrage behaupten, die Druckmaschinen konnten Tag und Nacht laufen, ohne dass die Scheine groß an Wert verloren – und so hat kaum einer gemerkt, dass die Federal Reserve die Dollarmenge seit 2019 so explosiv gesteigert hat wie noch nie, 2021 einfach mal um 25 %.  Was logischerweise einen entsprechenden Wertverlust der Währung mit sich bringen muss, sodass die derzeit noch einstelligen Inflationsraten nicht der Realität entsprechen – aber das dicke Ende wird kommen. Und digitales Zentralbankgeld ist keine Lösung. Ohne Jubeljahr, ohne globalen Schuldenerlass und anschließende Geldreform, ist der Kollaps nicht aufzuhalten… Weiterlesen bei mathias-broeckers.com

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