Ricarda Lang und ich: Ziemlich dicke Feinde Eine Glosse von Tom J. Wellbrock

Ricarda Lang und ich: Ziemlich dicke Feinde

Ja, ich bekenne: Ich habe mich des Bodyshaming schuldig gemacht. Und zwar, indem ich mich über Ricarda Lang lustig gemacht habe. Das gab Ärger. Ärger, mit dem ich leben muss und kann.

 

Ricarda Lang und ich: Ziemlich dicke Feinde

Eine Glosse von Tom J. Wellbrock

Ja, ich bekenne: Ich habe mich des Bodyshaming schuldig gemacht. Und zwar, indem ich mich über Ricarda Lang lustig gemacht habe. Das gab Ärger. Ärger, mit dem ich leben muss und kann.
Ricarda Lang und ich: Ziemlich dicke FeindeQuelle: AFP © Ina Fassbender

 

Ich hatte dazu geschrieben:

Ich leide mit und hör jetzt auf zu klopfen.Sie macht ja eh nicht auf.“

Derjenige, der das Bild ursprünglich gepostet hatte, ging einen Schritt weiter, als er schrieb:

War es der Pizzabote wegen offener Rechnungen?“

Vermutlich war es dieser Satz, der mir den Ärger und den Vorwurf des Bodyshaming eingebracht hat. Vielleicht war es aber auch mein eigener Text, genau weiß ich es nicht.

Nun stellt sich die Frage, ob dieser Tweet überhaupt von Ricarda Lang ist. In ihrer Timeline ist er nicht (mehr) zu finden, und so ist es möglich, dass es sich um ein Fake handelt. Das schützte mich aber nicht vor meiner Strafe durch Missbilligung, ein „Alphamännchen“ sei ich, und „Bodyshaming“ dieser platten Art stehe mir nicht gut zu Gesicht, ich sei doch sonst meist so „subtil“. Eine Facebook-Abonnentin hat mich nach dem Post dieses Bildes dann auch gleich mal „ruhiggestellt“ (also das Abo gekündigt, eine Spritze oder Ähnliches gab sie mir erfreulicherweise nicht, um das Ruhigstellen zu erreichen).

Da im Zuge der Diskussion unter meinem Post eine Debatte über die schützenswerte Ricarda Lang entsprang und insbesondere ihre vermeintliche Angst vor dem Verfolger mir zum Vorwurf gemacht wurde, weil ich diese Verfolgungssituation offensichtlich einfach nicht ernst genug genommen habe, möchte ich an dieser Stelle ein kleines Statement abgeben.

Und hier kommt mein Statement

Ganz ehrlich, ich glaube nicht, dass Ricarda Lang das, was sie schildert, wirklich passiert ist. Einfach weil ich mir nicht vorstellen kann, dass sie – vergleichbar mit einem Kerl, dem abends das Bier ausgegangen ist und der schnell mal zur Tankstelle wackelt, um danach leicht angedüst das Treppenhaus zu seiner Wohnung hochzuwanken – sich so in der Öffentlichkeit bewegt, wie Normalsterbliche das tun. Vor meinem geistigen Auge sehe ich eher eine schwarze Limousine, aus der Lang graziös aussteigt, um kurz darauf ihre Wohnung zu betreten.

Aber okay, ich kann mich auch irren, vielleicht hat es sich so zugetragen – gehen wir mal davon aus. Damit geht es aber auch schon los: Ricarda Lang ist eine Professionelle. Also, eine professionelle Politikerin. Daher ist diese Geschichte – ob wahr oder erfunden – etwas, mit der sie die Öffentlichkeit überhaupt nicht belästigen dürfte. Es ist eine persönliche Erfahrung, die nicht einmal Folgen hatte. Und selbst, wenn es anders wäre, steht es Lang nicht zu, das Publikum zu ihrem Therapeuten zu machen. Heult Habeck auf Twitter ‚rum, weil er auf Veranstaltungen ausgebuht wird? Na ja, hin und wieder heult er schon (nicht auf Twitter, da ist er ja nicht mehr), dann aber immer als pseudo-politisches Statement verpackt, um seine Inkompetenz zu rechtfertigen.

Lang macht aus dieser Nummer einen Spaltungsversuch, denn sie greift letztlich jeden Kritiker damit an. Das führt zu Reaktionen und Gegenreaktionen, und zwar dergestalt, wie es überhaupt nicht notwendig wäre. Ihre Befindlichkeit ist nur auf den ersten Blick etwas Persönliches, sondern vielmehr Ausdruck der von ihr behaupteten Tatsache, dass sie es halt wirklich schwer hat, als grüne und dicke Frau mit viel Verantwortung und immer im Gegenwind stehend.

Wie also hätte man angemessen auf die tragische Treppenhausgeschichte reagieren sollen? Mit einer fetten Portion Mitgefühl, unabhängig davon, wie man politisch zu Lang steht? Mit persönlichen Nachrichten, in denen Dinge wie „Hallo Ricarda, schlimm, was dir passiert ist. Willst du darüber reden?“ geschrieben stehen? Hätte man aus lauter Mitgefühl entscheiden sollen, beim nächsten Mal die Grünen zu wählen?

Ganz im Ernst, welche Reaktion wäre angemessen gewesen?

Ziemlich dicke Feinde

Ich glaube ja nicht, dass der Verfolger Langs ihr Pizzabote war, der Schulden eintreiben wollte. Dafür verdient Lang einfach zu gut. Und auch andere, mehr oder weniger witzige, aber als diffamierende Äußerungen wahrgenommene Mutmaßungen schließe ich weitgehend aus. Aber ich mache bei Ricarda Lang so eine Art „Sawsan Chebli-Effekt“ aus. Auch die neigt dazu, ständig zu nörgeln, wie gemein alle zu ihr seien. Wie eine Art Leib- und Magengericht trägt Chebli ihr Leid durch die Gegend und erwartet ständig, dass alle mit ihr fühlen, im besten Fall auch noch ihr neues Buch kaufen (was ich persönlich strikt ablehne!). Den psychischen Kratzer, den sie sich dabei zuzieht, teilt sie sich jedoch mit all den Leuten, die ihr ständiges Gequake ertragen müssen. Auch das geht in dieser Fülle an empfindsamen Menschen nicht spurlos vorbei.

Und seien wir doch mal ehrlich, dieser Kerl, der Ricarda Lang – erfunden oder nicht – klopfenderweise belästigt hat, scheint ja danach wieder abgezogen zu sein. Ich möchte wiederholen, dass es mir leidtäte, müsste Lang jetzt mit einem Trauma auf die Couch. Dass mich dieses Gefühl des Mitleids aber jetzt gleich großflächig erfasst und völlig aus der Bahn wirft, kann ich nun auch wieder nicht behaupten – dafür gibt es schließlich Therapeuten. Und die, die privat abrechnen können, sind vermutlich auch richtig bemüht, der Traumatisierten zu helfen.

Und dann gibt es da noch einen letzten Punkt. Zu dem komme ich sofort, aber erst, nachdem ich mich mittels meiner Tastatur gefragt habe, was Lang mit dem Abschlusssatz „Ich bin es so leid“ gemeint haben könnte. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Lang Erlebnisse wie das öffentlich ausgebreitete schon häufiger durchlitten hat.

Aber egal, kommen wir zum letzten, durchaus ernsten Punkt. Ricarda Lang gehört der Partei an, die mit aller Kraft und ohne jede Rücksichtnahme durch ihre Politik viel Leid über die Bevölkerung gebracht hat und in Zukunft bringen wird. Man mag sich gar nicht vorstellen, was dank grüner Politik noch alles auf uns zukommt. Die Grünen fahren mit Vollgas die Wirtschaft an die Wand, provozieren auf der ganzen Welt andere Länder und machen dabei selbst vor Entfernungen von mehreren 100.000 Kilometern nicht halt. Sie haben eine Energiekrise ausgelöst und eine Inflation, die immer mehr Menschen einfach nicht mehr stemmen können. Sie lassen einen Zug aus Wärmepumpen auf uns zurasen, beratungsresistent bezüglich der berechtigten Frage, ob das vielleicht eine schwachsinnige Idee ist. Und nebenbei kurvt eine grüne Trampolinspringerin durch die Gegend und will eines der wichtigsten Länder dieser Erde „ruinieren“, während sie parallel demselben Land den Krieg erklärt.

Was ich damit sagen möchte: Seit dem Zweiten Weltkrieg wurde der deutschen Bevölkerung wohl noch nie so viel abverlangt, wie es jetzt der Fall ist. Zwar auf eine andere Art als damals, aber eben auch mit Parallelen, was man etwa am grünen Russenhass ablesen kann. Die Politik der Grünen ist die scheinbar unmögliche Kombination aus einem Tritt gegen das Schienbein und dem gleichzeitigen Treten mitten ins Gesicht der Bevölkerung.

„Ich schwöre, mich nie mehr (oder zumindest eine Weile) über die Figur oder die Ernährungsberatung von Ricarda Lang lustig zu machen. Aber dass sie und ich – und das gilt vermutlich auch für eine Menge anderer Leute – ziemlich dicke Feinde sind, das nehm‘ ich mir ‚raus. Da kann sie sich auf den Kopf stellen, auch wenn mir für dieses Bild die Fantasie fehlen mag.“

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Tom J. Wellbrock ist Journalist, Sprecher, Texter, Podcaster, Moderator und Mitherausgeber des Blogs neulandrebellen.

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