Selbstkritische Essayistik: Ein Börne-Preis für Robert-Habeck Kai Preuß

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Selbstkritische Essayistik: Ein Börne-Preis für Robert-Habeck

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Heinrich-Böll-Stiftung from Berlin, Deutschland, CC BY-SA 2.0, via Wikimedia Commons

Kurz vor Karneval und in sicherem Abstand zum 1. April durfte man erfahren: Robert Habeck bekommt den Ludwig-Börne-Preis. Das ist nicht leicht zu kommentieren, denn wer das einigermaßen seriös tun möchte, muss Robert Habeck lesen. Der Autor dieser Zeilen erbarmt sich.

Der Anlass ist schräg genug: Der amtierende Wirtschaftsminister Robert Habeck, ein Mann, der sich nach mehreren verunglückten Formulierungen von Twitter und Facebook zurückgezogen hat – v.a. erstere Plattform nebenbei bemerkt ein Tummelplatz jenes pseudolinken Gesinnungsmobs, der seiner Partei bei der Wahl Prozente bringt (der Merkur sprach vom „Habeck-Paradox“) – dieser Habeck wird nun mit dem Namen Ludwig Börnes geehrt, von dem die nach ihm benannte Stiftung sagt, er sei ein „Virtuose der deutschen Sprache“ gewesen. (Börne selbst hätte es wohl locker genommen: „Minister fallen wie Butterbrote: gewöhnlich auf die gute Seite.“) Er könne, sagte Habeck damals über Social Media, seine Argumente einfach nicht so vortragen, wie er wolle. Was meint er: Ohne Widerspruch? Ohne Kürzungen? Zum Glück gibt es das Buch.

In der Kategorie politischer Essayistik – und um die geht es beim Börne-Preis – kommen aus den letzten Jahren drei Elaborate in Buchlänge in Frage. Das erste, „Wer wagt, beginnt. Die Politik und ich“ von 2016 vergessen wir gleich wieder. Dass ein siebenundvierzigjähriger (!) Landwirtschaftsminister (!!) meint, er müsse eine Art politischer Autobiographie unter die Leute bringen – das lassen wir mal so stehen und holen es nicht mehr ab.

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Bleiben der schmale Band „Wer wir sein könnten“, ein sprachphilosophisch verziertes Brevier zur politischen Rhetorik von 2018, und das 2021 erschienene opus magnum et arduum „Von hier an anders“. Um es gleich zu sagen: Virtuoses sucht man vergeblich. Stilistisch sind beide Werke enttäuschend und ein bisschen enttäuscht darf man doch sein: Der Mann kommt immerhin mehr vom Kinderbuch her und firmiert offiziell als Autor. Weiterlesen in overton.de

 

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