Stefan Ripplinger Kunst im Krieg Kulturpolitik als Militarisierung PapyRossa


  

Stefan Ripplinger    

Kunst im Krieg
Kulturpolitik als Militarisierung

Rezension

Stefan Ripplinger ist es gelungen genau das Buch zu schreiben, was der schrecklichen Faktenlage deutscher aktueller Kulturpolitik entspricht. Ich erinnere mich noch gut, als ich verzweifelte Protestbriefe gegen den „Rauswurf“ dem russischen Stardirigenten Valery Gergiev zu schreiben. Als er im März 2022 die Leitung der Münchner Philharmoniker verlor und der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter in mit „sofortiger Wirkung“ entließ war ich empört. Genau dieser OB Reiter verkörperte das, was ich mir unter Doppelstandard Kulturpolitik vorstellte. Während er israelische Künstler die „in der Nähe zu Netanjahu“ standen und sich nicht von diesem Regime distanzierten wurden weiter hofiert, während Künstler wie Gergiev oder die russische Opernsängerin Anna Netrebko als Beispiele ihre Engagements verloren, wegen ihrer „Nähe zu Putin“. Wie wurden Künstler angegriffen, die sich „pro-palästinensisch“ äußerten. Was für eine schändliche deutsche Kulturpolitik. Hatten wir so etwas schon nicht einmal?

Es ist bemerkenswert wie Ripplinger in diesem Buch Kapitel für Kapitel den Ledern genau alle wichtigen kulturpolitischen Punkte vor Augen führt, von „ Kultur der Kriegstüchtigen“, der Kunst im Ukrainekrieg, „Auschwitz als Begründung“, den Vorwurf des Antisemitismus wenn es um Gaza geht , den documenta fifteen Streit im Hintergrund des Kolonialismus und Antisemitismus Streits, um die es geht,  als Beispiele.

Treffend auf den Punkt gebracht, den Anteil der Medien an der Militarisierung, als so formuliere ich es, als Presse und medialen freiwilligen Selbstgleischschaltung“, wie es Kapitel 8 so treffend schildert. „Kunst im Krieg“ ist eines der wichtigsten politischen Bücher, dass ich jedem meiner Leser empfehle und das in jedem Bücherschrank stehen sollte. Evelyn Hecht-Galinski

Stefan Ripplinger

Kunst im Krieg
Kulturpolitik als Militarisierung

Neue Kleine Bibliothek 344 , 135 Seiten

Erschienen im August 2024

PapyRossa

ISBN 978-3-89438-836-2

Deutschland rüstet auf, beteiligt sich an Kriegen, bereitet sich auf Kriege vor. Das setzt auch die Kulturpolitik auf den Prüfstand. Während der Krieg das Verhältnis von Staat, Gesellschaft und Kunst neu ordnet, forderte der General­inspekteur der Bundeswehr einen »nötigen Mentalitätswechsel«, eine »Gedankenwende« ein, um »kriegstüchtig« zu werden. ­Stefan Ripplinger reflektiert die neue ideologische Funktion von Kunst. Ob Documenta oder Berlinale, ob Absagen von Professuren, Preisen und Ausstellungen: Zählt nur noch eine Kunst, die reguliert, kanalisiert, begradigt ist? Und die selbst zur Regulierung beiträgt? Der Band spannt einen Bogen von einer neu justierten Kulturförderung im Zuge der Corona-­Pandemie über die Ausgrenzung russischer Künstler während des Ukraine-Kriegs bis zu einer kulturellen Containment-­Politik angesichts des Gaza-Kriegs. Unter medialem Feuerschutz ging man sogar gegen das Wort »Waffenstillstand« vor, und selbst jüdische Künstlerinnen und Künstler standen im Verdacht, antisemitisch zu sein. Wurde die Kunst nicht einst dafür gepriesen, sich in Ungehorsam, in Aufsässigkeit, in Widerspruch zu üben, ja: unfolgsam zu sein?

Stefan Ripplinger, *1962, freier Journalist, Übersetzer und Autor, veröffentlichte unter anderem die Essays ›Vergebliche Kunst‹ (2016), ›Mallarmés Menge‹ (2019) und ›Kommunistische Kunst‹ (2019).

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