„Tag gegen anti-muslimischen Rassismus“ Pressemitteilung Eberhard Schultz

RECHTSANWALT
HANSEBERHARD SCHULTZ
Notar a. D.
in mit
RECHTSANWÄLTIN NORA EBELING
RECHTSANWALT TOBIAS KRENZEL
RECHTSANWÄLTIN BEHNAZ H. RONASI
RECHTSANWÄLTIN NADIJA SAMOUR, LL.M.
Rechtsanwalt Matthias Schuster

Pressemitteilung
Die Familie der im Landgericht Dresdenermordeten Ägypterin Marwa
El Sherbini, mahnt auch nach 15 Jahren einen mehr als symbolischen
„Tag gegen Antimuslimischen Rassismus“ an

Mein Beitrag als Rechtsanwalt der Familie


ANWALTSKANZLEI SCHULTZ

Haus der Demokratie und Menschenrechte

Greifswalder Str. 4 Aufg. A · 10405 Berlin

Telefon: 030 43725026 · Fax: 030 43725027
 
Wie in den letzten Jahren seit der Ermordung der
Ägypterin Marwa ElSherbini vor 15 Jahren sollte und
wollte ich auch in diesem Jahr auf der offiziellen Ge-
denkveranstaltung des Justizministeriums vormittags
und der Veranstaltung des Ausländerrats nachmittags
sprechen. Dazu hatte mir der Bruder von Marwa einen
Beitrag übermittelt, in dem es heißt:

Wir freuen uns, dass inzwischen wenigstens der Park
vor dem Landgericht im letzten Jahr endlich nach un-
serer in dem Bericht ermordeten Marwa benannt wor-
den ist. Wir hätten uns auch gerne persönlich vor Ort
bedankt, haben aber in diesem Jahr zum ersten Mal
leider keine persönliche Einladung erhalten. Aber viel-
leicht lässt sich das ja nachholen jedenfalls ist das
Gedenken an Marwa nicht nur in unserem Familien
und Freundeskreis nach wie vor sehr lebendig, son-
dern in der gesamten Umgebung. Wird das Gedenken
an Marwa doch durch jede Meldung über die erschüt-
ternden Todesfälle in Gaza aktualisiert

Leider kam die Einladung des Justizministeriums erst
am 17.06.24 und der Wunsch der Familie, dass ihr
Rechtsanwalt dort wieder sprechen kann, wurde abge-
lehnt. Alle Bemühungen, um das zu ändern, schlugen
fehl. Auch der Ausländerrat der Stadt Dresden hat sich
erst nach dem Austausch zahlreicher Informationen be-
reit erklärt, mich auf der Veranstaltung des Ausländer-
rats mit einem kurzen Beitrag zu Worte kommen zu
lassen zum Tag gegen Antimuslimischen Rassismus.
 
Bisher spricht also alles dafür, dass man höheren
Ortes die Stimme der unmittelbar Betroffenen
nicht hören will. Das wäre eine neue Stufe in
dem mehr als traurigen Kapitel eines institutio-
nellen Rassismus, wie wir ihn in unserem neu er-
schienen Buch „Das Problem heißt institutionel-
ler Rassismus Vielfalt statt Ausgrenzung“ mit
Expert:innen und Betroffenen und ihren Organi-
sationen kritisiert haben.
 
Bleibt nur noch die Hoffnung, dass ich mich irre.
Ansonsten bleibt es bei der fundamentalen Kritik
an der Behandlung des Gedenktages von Marwa
ElSherbini, ausgerechnet am Tag gegen Anti-
muslimischen Rassismus, wie wir in den letzten
Jahren formuliert haben (https://www.men
schenrechtsanwalt.de/2022/07/redebeitragauf
dergedenkveranstaltungfuermarwaelsher-
binyam01072022/):
 
Ich glaube, wir können uns nur schwer in die
Situation der Familie versetzen, die nach alle-
dem, statt eine Wiedergutmachung zu erhalten,
die diesen Namen verdient, derartige Albträume
durchmachen muss!?“
 
Dresden, 01.07.24
H. Eberhard Schultz, Rechtsanwalt

Für Rückfragen stehe ich gerne zur Verfügung, auch unter der Mobiltelefonnummer 0172 4203768

Steuernummer 31/523/61310 IBAN: DE76100500004183916564 BIC: BELADEBEXXX Berliner Sparkasse

Evelyn Hecht – Galinski kommentiert:

„als Deutsche mit jüdischen Wurzeln bin ich entsetzt über die aktuelle Entwicklung und kann
nur hoffen, dass der rassistische Mord an der Ägypterin Marwa Sherbiny und seine
skandalösen Begleiterscheinungen nicht in Vergessenheit geraten. Muss es erst wieder zu
Massenprotesten im Ausland kommen, bevor die Mitschuld der Institutionen in Deutschland
am Zustandekommen derartiger rassistischer Verbrechen, ihre fehlenden Aufarbeitung
anerkannt sowie eine Entschädigung geleistet wird, die diesen Namen verdient.
Was erleben wir gerade anstelle einer wirksamen Bekämpfung des Antimuslimischen
Rassismus? Ich bin entsetzt darüber, dass jetzt sogar mit einem neuen Gesetz in
Deutschland das Bekenntnis zum Existenzrecht Israels zur Voraussetzung der Einbürgerung
gemacht werden soll. Wir müssen aufpassen, dass hier nicht auf diesem Umweg der
antimuslimische Rassismus zusammen mit Israel zur deutschen Staatsraison gemacht wird!“
⸻⸻⸻⸻⸻
Horsta Krum (Berlin), Theologin

Schwerpunkt: Friedensarbeit

Der Park trägt jetzt den Namen der ermordeten Marwa. Offenbar meinten die politisch
Verantwortlichen, dass sie am „Tag gegen anti-muslimischen Rassismus“ mit dieser
Namensgebung ihre Pflicht erfüllt hätten. Die bloße Anwesenheit der Familie und des
Rechtsanwaltes, der in der Vergangenheit bei dieser Gelegenheit sprechen konnte, sei nun
mehr als genug.
Auch der Ausländerrat, der eine Veranstaltung am Nachmittag desselben Tages durchführt,
äußerte sich zunächst in diesem Sinne mit der fadenscheinigen Begründung: Es sei keine
Zeit – bis er schließlich dem Rechtsanwalt drei Minuten Redezeit einräumte.
Die verbale und tätliche Gewalt an Menschen mit ausländischer Herkunft, besonders an
Muslimen, wird heruntergespielt und möglichst verschwiegen. Die Proteste gegen die
Verbrechen der israelischen Armee werden kriminalisiert und tragen schnell den Stempel
„Antisemitismus“.
Der Umgang mit diesen Protesten und der Vorfall in Dresden sind nur zwei Beispiele dafür,
was mit dem Begriff „öffentlicher Fieden“ gemeint ist (gemeint sein könnte), wie er seit Ende
letzten Jahres im Strafgesetzbuch steht. Er ebnet den Weg hin zu einem autoritären Staat
mit kontrollierten öffentlichen Äußerungen, kontrollierten Versammlungen und
Demonstrationen.

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

Entdecke mehr von Sicht vom Hochblauen

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen