
Heute empfehle ich einen Roman, einer bewundernswerten Frau, dass mich auch persönlich tief betroffen und ergriffen hat. In jedem Satz dieses Buchs finde ich genau das wieder, was mir mein Mann, als in Amsterdam, ganz in der Nähe der „Tramhalte Beethovenstraat“ geborenes „Befreiungskind“, mir über die Familiengeschichte seiner vor den Nazis emigrierten deutsch-jüdischen Familie schilderte. Welche Parallelen! Tatsächlich ist es ein unschätzbarer Wert dieses Romans, dass Grete Weil „gegen das Vergessen anschrieb“ und sie legte mit ihren Aufzeichnungen Zeugnis über die Deportation holländischer Juden ab. Bis heute fällt es in Holland schwer über dieses dunkle Kapitel der Deportation und des Verrats von Juden objektiv zu sprechen. Wie oft erfuhr ich von meinem Mann, genau die Vorfälle und Schilderungen von Grete Weil. Es ist dem Verlag „Das Kulturelle Gedächtnis“ zu danken, dass er diesen großen Roman von Grete Weil neu wieder aufgelegt hat. Dieser großartigen und mutigen Frau ist es zu verdanken, dass plastisch vor Augen erleben, was damals geschah. Ihr Wunsch ist in Erfüllung gegangen, wie schrieb sie: „Und immer häufiger werde ich gelesen und das war ein schwacher Abglanz vom Glück“. Möge ihr “ewiges Glück” beschieden sein.
Evelyn Hecht-Galinski
VERLAG DAS KULTURELLE GEDÄCHTNIS › WEIL
Es ist eine Ehe mit komplizierter Konstellation: Susanne ist reich („das Vermögen ihrer vergasten Eltern war enorm und sie die einzige Erbin” ), ihr Mann Andreas ist ein mittelloser deutscher Schriftsteller ohne Werk. Sie leben im Land der Mörder ihrer Eltern, weil sie meint, ein deutscher Dichter müsse in deutscher Umgebung leben.
Grete Weils Roman “Tramhalte Beethovenstraat”
Grete Weil war in Amsterdam, als die Wehrmacht die Stadt besetzte. Ihr Roman “Tramhalte Beethovenstraat” legt Zeugnis ab.
Grete Weil: “Tramhalte Beethovenstraat” – Widerstand, nicht nur heldenhaft
Grete Weil (1906-1999) wollte Zeugnis ablegen. Das tat sie mit ihrem bekanntesten Roman “Tramhalte Beethovenstraat”, der nun neu aufgelegt worden ist. Er gibt Einblicke in jüdische Schicksale und in das Milieu des Widerstands im Amsterdam der 1940er-Jahre. Der Roman zeugt auch von der großen Humanität der Autorin.
Objekte – Grete Weil: Tramhalte Beethovenstraat, Manuskript (1963)
Nach der geringen Resonanz auf ihre erste Veröffentlichung, die Erzählung Ans Ende der Welt im Ost-Berliner Verlag Volk & Welt 1949, arbeitete Grete Weil als Theaterautorin und schrieb unter anderem das Libretto für Hans Werner Henzes Oper Boulevard Solitude.
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