Wie das russische Fernsehen über Kanzler Scholz im Bundestag berichtet von Thomas Röper

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Wie das russische Fernsehen über Kanzler Scholz im Bundestag berichtet

von Thomas Röper

3. März 2023

 

Bundeskanzler Scholz hat am Donnerstag im Bundestag eine von den deutschen Medien sehr beachtete Rede zum Jahrestag seiner „Zeitenwende“-Rede gehalten. Russische Medien kommen bei der Beobachtung der Vorgänge zu anderer Schlüssen als deutsche Medien.

Die deutschen Medien haben die Rede von Bundeskanzler Scholz zum Jahrestag seiner „Zeitenwende“-Rede positiv aufgenommen. Vielfach konnte man lesen, dass Scholz nun nicht nur in Worten sondern auch in Taten verstanden habe, wie wichtig die Unterstützung der Ukraine ist. Der Bericht aus den Abendnachrichten des russischen Fernsehens über den Tag klang allerdings anders und in Russland ist man viel neugieriger, mit welchen Anweisungen Scholz aus Washington zurückkehrt, wohin er heute, einen Tag nach seiner Rede, zu einem kurzen Gespräch mit US-Präsident Biden fliegt. Ich habe den Beitrag des russischen Fernsehens übersetzt.

Beginn der Übersetzung:

Kiew erhält in den nächsten Wochen neue Gepard-Flugabwehrkanonen und IRIS-T-Flugabwehrsysteme aus Berlin – so hat der Bundeskanzler heute Deutschlands zweiten Platz nach den USA im Wettaufrüsten des Kiewer Regimes gefestigt. Scholz versuchte, das Parlament davon zu überzeugen, dass er diese Entscheidungen nicht leichtfertig trifft. Ein Bericht unseres Deutschland-Korrespondenten.

Aber die Presse hat ihm nicht geglaubt: „Vor einem Jahr hätte Scholz sagen können: ‚Liebe Deutsche, wir stehen hier nackt, weil wir dachten, es gäbe keine Kriege mehr. Jetzt brauchen wir wieder mehr Kanonen, sonst sind wir verloren.‘ Aber das wäre dann doch zu direkt gewesen.“ Die Briten sind sind im Gegensatz zu Scholz direkt. Die Financial Times urteilte über die Bundeswehr: Im Kriegsfall reichen die Vorräte nur für ein paar Tage.

Bundeskanzler Scholz ist heute in den Bundestag gekommen. Hier hat er vor 368 Tagen zum ersten Mal verkündet, dass Deutschland die Ukraine so lange wie nötig unterstützen werde. Seitdem hat er das dutzende Male wiederholt. Und es sind keine leeren Worte: Die deutsche Regierung hat alle ihre Nachkriegsgrundsätze verraten, indem sie viele Milliarden Euro in Waffen und Geld in das Kiewer Regime investiert hat. Und sie ist bereit, das weiter zu tun. Auch wenn es Nuancen gibt, die es unmöglich machen, völlig unbesorgt zu handeln.

„Ich weiß, dass die Unterstützung der Ukraine mit Waffen für unser Land nicht üblich ist. Deshalb verstehe ich alle Bürgerinnen und Bürger, die nicht begeistert ‚Hurra‘ schreien. Ich möchte ihnen versichern, dass die Regierung, die ich leite, Entscheidungen über Waffenlieferungen nicht leichtfertig trifft. Ja, wir helfen der Ukraine, auch bei der Verteidigung der europäischen Friedensordnung. Und gleichzeitig achten wir bei jeder Entscheidung darauf, dass die NATO nicht zur Kriegspartei wird“, sagte Scholz.

Es wird zwar nicht laut ausgesprochen, aber es gibt unter deutschen Politikern die Befürchtung, dass die USA Europa in eine direkte Konfrontation mit Russland drängen. Und welche Bilder der schwachen russischen Armee die deutschen Medien auch immer zeichnen mögen, das deutsche Verteidigungsministerium ist entsetzt: Die Bundeswehr wäre in wenigen Tagen am Ende.

„Unsere Streitkräfte sind zur Landesverteidigung in einem offensiven, brutalen Krieg nicht fähig“, sagte Boris Pistorius. Diese Ehrlichkeit des neuen Verteidigungsministers wurde von deutschen Politikern nach dem Motto begrüßt, endlich habe jemand die Wahrheit gesagt. Die Produktion von Munition und Ausrüstung muss dringend erhöht werden. Auch die Verbündeten drängen Scholz, auf Kriegswirtschaft umzustellen.

„Wir werden unsere Streitkräfte und unsere Rüstungsindustrie anpassen müssen, um die größere Herausforderung meistern zu können“, so der lettische Premierminister Krisjanis Karins, beim Besuch in Berlin.

Die Forderung des lettischen Premierministers, eines Landes, das nicht nur keine Rüstungsindustrie, sondern fast gar keine Industrie hat, an Deutschland, die Industrie anzupassen, klang wie ein Witz. Aber Deutschland hat eine und der Bedarf ist auch da. Alleine die Arsenale wieder mit 155-Kaliber-Granaten aufzufüllen, wird den deutschen Steuerzahler 20 Milliarden Euro kosten. Das nennt man in Russland „Waffen statt Butter“. Die aktuelle Inflation dürfte in diesem Fall fast niedlich wirken. Weiterlesen im antispiegel.ru

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