Wie die USA versuchen, Vietnam gegen China aufzuhetzen Ein Kommentar von Timur Fomenko

Vietnam kann sich noch allzugut an die „Freundschaft“ mit den USA erinnern     Evelyn Hecht-Galinski

Wie die USA versuchen, Vietnam gegen China aufzuhetzen

Die USA sehen Vietnam als strategisches Gegengewicht zu China. Aber wird Vietnam, das vor Jahrzehnten immens unter US-amerikanischer Gewalt leiden musste, in Richtung Washington kippen?

Wie die USA versuchen, Vietnam gegen China aufzuhetzen

Ein Kommentar von Timur Fomenko

Die USA sehen Vietnam als strategisches Gegengewicht zu China. Aber wird Vietnam, das vor Jahrzehnten immens unter US-amerikanischer Gewalt leiden musste, in Richtung Washington kippen?
Wie die USA versuchen, Vietnam gegen China aufzuhetzen© AP-Foto / Andrew Harnik, Pool

 

Von China derzeit gemieden und ignoriert, besuchte US-Außenminister Antony Blinken kürzlich Vietnam, um eine Nation zu hofieren, die die USA einst mit Millionen Tonnen Napalm bombardiert haben, was zu einem umfassenden Verlust unschuldiger Menschenleben geführt hat. Mittlerweile hat sich die Haltung der USA gegenüber Vietnam natürlich geändert, um damit ihre „Indopazifik-Strategie“ zu untermauern und den Aufstieg Chinas in der Region einzudämmen. Die Situation mag den USA derzeit günstig erscheinen, da Vietnam direkt an Chinas Peripherie liegt, was zu Unabhängigkeitskonflikten mit seinem viel größeren Nachbarn führt. Obwohl Vietnam ebenfalls ein kommunistisches Land ist, hat es aufgrund territorialer Streitigkeiten im Südchinesischen Meer eine umstrittene Beziehung zu Peking.

Anscheinend könnte Vietnam, als ein Land mit einer sehr großen Bevölkerung und mit billigeren Arbeitskräften als in China, auch in der Lage sein, sich teilweise als wirtschaftliche Alternative anbieten. Aber liegen die Dinge so einfach? Kann Washington Hanoi als Partner in eine Anti-Peking-Achse locken? Man sollte sich nicht darauf verlassen. So offen Vietnam für den Aufbau von Partnerschaften mit verschiedenen Ländern ist, um seine eigene strategische Unabhängigkeit aufrechtzuerhalten, macht man sich in Hanoi dennoch keine Illusionen über die wahren Absichten der USA und die unzähligen Risiken, die eine Annäherung an Washington mit sich bringen wird. Die Sorge gilt nicht nur einer möglichen Reaktion Chinas, sondern auch den Handlungen der USA selbst, die für Vietnam immer als der am wenigsten geeigneten „Freund“ gelten werden.

Die USA sehen Vietnam als strategisches Gegengewicht zu China, aber wie weit kann Washingtons Toleranz und Geduld gegenüber Vietnam, einem kommunistischen Land, gehen? Die Partnerschaft mit den USA wird die langfristige Erwartung mit sich bringen, dass Vietnam sich „entwickeln“ sollte, um die politischen Werte und Visionen der USA widerzuspiegeln, ähnlich den Erwartungen, die Washington früher gegenüber China hatte. Vietnam ist – zumindest nach asiatischen Maßstäben – ein kleineres kommunistisches Land, und die USA werden letztendlich danach streben, die politische und wirtschaftliche Hegemonie über diese Nation zu erlangen. Und sollte Hanoi nicht den politischen Präferenzen Washingtons Folge leisten, wird man versuchen es zu erzwingen.

Es ist erwähnenswert, dass sich die Medien und die Politiker in den USA derzeit nicht für die Frage der „Menschenrechte“ oder der „Freiheit“ in Vietnam interessieren, obwohl das Land kommunistisch ist. Vietnamesische Dissidenten haben in den USA so gut wie keine Plattform und erhalten nicht annähernd so viel Aufmerksamkeit wie die Dissidenten aus China oder Nordkorea. Obwohl Vietnam und China ähnliche politische Systeme haben und Hanoi in einer gewissen Weise zunehmend autoritär geworden ist, was die Zentralisierung der Macht in China unter Xi Jinping widerspiegelt, wird dies in Washington aus geopolitischen Gründen ignoriert. Die westliche Öffentlichkeit hat also derzeit kein Problem mit Vietnam. In dem Moment aber, in dem die US-Regierung beschließt, kritische Narrative über Hanoi zu verbreiten, wird sich die öffentliche Meinung über das Land schlagartig ändern und Vietnam als brutales und unmenschliches kommunistisches Regime charakterisiert.

Derzeit befindet sich die vietnamesische Industrie am unteren Ende der Fertigungsketten und produziert vor allem billigste Waren. Was passiert aber, sollte Hanoi eines Tages technologische Fertigkeiten entwickeln, mit denen man gegenüber US-Marken und High-End-Firmen in Konkurrenz treten könnte? Man wird plötzlich die Rhetorik hören, dass bestimmte Produkte und Waren aus Vietnam eine „nationale Sicherheitsbedrohung“ darstellen und auf die schwarze Liste gesetzt werden sollten. Unter keinen Umständen werden die USA einen technologisch entwickelten vietnamesischen kommunistischen Staat tolerieren, genauso wie sie China nicht tolerieren. Langfristig stellen die USA durch ihre Versuche, Asien zu militarisieren, um China einzudämmen, immer noch eine ideologische, strategische und militärische Bedrohung für Vietnam dar. Was passiert in diesem Sinne mit Taiwan, sollte China fallen?

Während Vietnam China als historische Herausforderung anerkennt, ist Peking gleichzeitig immer noch ein wichtiger Partner, um sich gegen die Vorherrschaft der USA und ihrer Verbündeten abzusichern. Wenn es um territoriale Ansprüche im Südchinesischen Meer geht, ist China in der Tat eine Herausforderung für Vietnam. Peking ist jedoch kein Herausforderer der Legitimität oder der Angelegenheiten des kommunistischen Regimes in Hanoi, das von Mao an die Macht gebracht wurde. In diesem Fall fungiert China als ideologischer Garant gegenüber den USA, und es wäre unklug, wenn Hanoi Washington in seinem Kreuzzug gegen Peking ermutigt, auch wenn man einige Vorteile daraus ziehen könnte. Aus diesem Grund strebt Vietnams Führung, auch gegen die öffentliche Meinung im eigenen Land, nach Partnerschaft und Pragmatismus mit China und wird dies auch weiterhin tun.

Übersetzt aus dem Englischen.

Timur Fomenko ist ein politischer Analyst.

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