Wie rechts dürfen „Islam-Experten“ sein? Von Lisa Genzken Zenith Magazin

Nochmals, wollen wir, die öffentlich-rechtlichen Beitragszahler, diesen mehr als fragwürdigen und einseitigen Nachrichten-Sprecher,  Constantin Schreiber, der weit ab von der Neutralität ist, die von der Tagesschau erwartet wird? Nein und nochmals nein!

Wie rechts dürfen „Islam-Experten“ sein?

Tagesschau-Sprecher Constantin Schreiber erntet mit seinem Roman „Die Kandidatin“ Applaus von rechts. Arabisch sprechen und rechts blinken – ein Widerspruch?

Bild:Tagesschau-Sprecher Constantin Schreiber, mit dessen Konterfei hier auf einem Plakat in Kairor seine Sendung beim ägyptischen Sender ONTV geworben wird, hat mit seinem Roman »Die Kandidatin« eine Kontroverse ausgelöst. Boekamp & Kriegsheim

Bild:  Moma-Facebook

 

Wie rechts dürfen „Islam-Experten“ sein?

Von Lisa Genzken

21. Juli 2021

 

„Vergleicht man Schreiber mit den Kolleginnen und Kollegen bei der Tagesschau, die Neutralität und Sachlichkeit verkörpern, so ist bei ihm zumindest ein gewisser missionarischer Eifer zu erkennen. Oder sind dies schon die frühen Anfänge einer »biografischen Radikalisierung«?“

Tagesschau-Sprecher Constantin Schreiber erntet mit seinem Roman »Die Kandidatin« Applaus von rechts. Arabisch sprechen und rechts blinken – ein Widerspruch?

Wer seinen Debütroman mit einer Anlehnung an Joseph Goebbels eröffnet, ist wahrscheinlich auf Krawall aus. Jedenfalls beginnt so Constantin Schreibers Roman »Die Kandidatin«. Die dystopische Geschichte des Tagesschau-Sprechers schildert den Weg einer zwielichtigen muslimischen Frau zur Macht. In Schreibers Deutschland der Zukunft herrscht die »absolute Diversität«, sogenannte Vielfältigkeitsmerkmale, Gender-Neutralität und Migrationshintergrund triumphieren. Was biodeutsch oder gar weiß und männlich ist, wird von der neuen herrschenden Klasse unterdrückt.

 

Einige Rezensenten erklärten, dass sie sich nur aufgrund der Prominenz des Autors mit dem Roman befassten, nicht wegen dessen literarischer Qualität, die mitunter als »platt« und »minderwertig« beurteilt wird. Sogar der rechte, notorisch islamkritische Blog »Achse des Guten« sprach von einem »schlechten Buch«. Stefan Weidner bezeichnet »Die Kandidatin« in seiner Besprechung für die Süddeutsche Zeitung als »rechtspopulistisches Pamphlet mit altbekannten Feindbildern«.

Der Journalist Stefan Buchen, freier Mitarbeiter beim NDR-Magazin »Panorama«, fühlt sich in seiner Rezension auf Qantara.de an »Schundromane der 20er- und 30er-Jahre des 20. Jahrhunderts« erinnert, in denen »ebenfalls an die Ängste und den Hass des Publikums appelliert und vor der Übernahme unseres Landes« gewarnt werde – mit den bekannten Folgen für das politische Klima seinerzeit. Weiterlesen auf Zenith Magazin

 

Dank an Stefan Weidner, einen der  profunden  Islam Wissenschaftler und Buchautor, für seine kompetente Rezension, des Schreiber Buchs „Die Kandidatin“. Ich erinnere mich noch sehr gern an die Kölner Buchvorstellung 2015, mit Joseph Massad „Islam in Liberalism“, die Stefan Weidner übersetzte und moderierte

„Die Kandidatin“ – ein reaktionäres Manifest gegen Muslime – IslamiQ

Constantin Schreiber stellt sich mit seinem Roman „Die Kandidatin“ einen Freibrief für rechte Hetze aus. Die ARD unterstützt ihn. Ein Gastbeitrag von Stefan Weidner.

„Die Kandidatin“- ein reaktionäres Manifest gegen Muslime

Von Stefan Weidner

12.Juni 2021

Constantin Schreiber stellt sich mit seinem Roman „Die Kandidatin“ einen Freibrief für rechte Hetze aus. Die ARD unterstützt ihn. Ein Gastbeitrag von Stefan Weidner.

 

Fast wäre der beliebteste deutsche Nachrichtensprecher gefeuert worden. Im

Oktober 2001 hielt die CDU-Vorsitzende Merkel Ulrich Wickert für „absolut nicht mehr tragbar als Nachrichtenmoderator im öffentlich-rechtlichen Fernsehen.“ Wickerts Vergehen: In einer Glosse hatte er die indische Schriftstellerin Arundhati Roy zitiert, die Osama Bin Laden, den Drahtzieher der Anschläge von 9/11, als „dunklen Doppelgänger des amerikanischen Präsidenten“ George W. Bush bezeichnet hatte. Mit einer devoten Entschuldigung, in der er Bush als „Führer der freien Welt“ bezeichnete, gelang es Wickert, seine Entlassung noch einmal abzuwenden.“[1]

Zwanzig Jahre später ziehen die Amerikaner aus Afghanistan ab, ohne die Taliban besiegt zu haben, Ulrich Wickert ist im verdienten Ruhestand, und Angela Merkel steht kurz vor einem würdevollen Ende ihrer sechzehnjährigen Kanzlerschaft. Mit Constantin Schreiber aber ist ein neuer Nachrichtensprecher angetreten, um die politische Korrektheit herauszufordern. Diesmal freilich ist es die Korrektheit von links, und dass er sich dafür entschuldigen muss, ist unwahrscheinlich. Obwohl Annalena Baerbock mit ebenso guten Gründen wie einst Merkel behaupten könnte, dass Schreiber „absolut nicht mehr tragbar ist als Nachrichtenmoderator im öffentlich-rechtlichen Fernsehen“.

Im Unterschied zu Wickert ist Schreiber ein Großmeister des medialen Gaslighting. Er ist in verschiedenen Rollen auf etlichen Kanälen präsent und doch nirgendwo richtig zu greifen. Statt in einer Glosse die eigene Meinung kundzutun, publiziert er lieber einen Roman. Darin steht vielleicht alles, was der Autor immer schon loswerden wollte, doch niemand kann ihn dafür zur Rechenschaft ziehen. „Alle Romanfiguren sind fiktiv“ ließ er in einem Streitgespräch mit Khola Maryam Hübsch in der ZEIT vom 6. Mai verlautbaren. Wie wahr! Ist aber jemand, der einen antisemitischen Roman schreibt, nicht vielleicht doch auch ein Antisemit?

Ein rechtspopulistisches Pamphlet

Constantin Schreibers „Die Kandidatin“ einen „Roman“ zu nennen, ist eine real existierende Möglichkeit, jedoch keine sehr überzeugende. Die großen Feuilletons der Republik haben das Anfang Mai erschienene Buch trotz der Prominenz des Autors bis jetzt ignoriert, vermutlich aus Takt. Denn hinter der Fiktion verbirgt sich wenig mehr als ein rechtspopulistisches Pamphlet mit altbekannten Feindbildern: Dem Islam und den Muslimen, den „Linken“ sowie allen, die mit ethnischer, religiöser oder sexueller Vielfalt kein Problem haben und diese verteidigen möchten. Weiterlesen auf Islam iQ

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