Zeitenwende in Kiew Von Wolfgang Koydl

 

Zeitenwende in Kiew – Die Weltwoche

Nur im Krieg kann Grauen in derart dürre Worte gefasst werden: „17. Januar: 200 mobilisierte Personen aus Kiew und Tschernihiw gebracht.“ So beginnt die Meldung des Ortskommandanten in der umkämpften ostukrainischen Stadt Bachmut an den Generalstab in Kiew. „27. Januar: 37 bestätigte Tote, 26 Verwundete, 55 Verweigerer, mehr als 30 Vermisste (wahrscheinlich auch tot oder gefangen).“

«Schatten eines Diktators»: Präsident Selenskyj.

Zeitenwende in Kiew

Der Krieg läuft schlecht für die Ukraine, die Korruption blüht, die Demokratie wird abgebaut. Hinter den Kulissen tobt bereits ein Machtkampf um Selenskyjs Nachfolge.

Von Wolfgang Koydl

Nur im Krieg kann Grauen in derart dürre Worte gefasst werden: «17. Januar: 200 mobilisierte Personen aus Kiew und Tschernihiw gebracht.» So beginnt die Meldung des Ortskommandanten in der umkämpften ostukrainischen Stadt Bachmut an den Generalstab in Kiew. «27. Januar: 37 bestätigte Tote, 26 Verwundete, 55 Verweigerer, mehr als 30 Vermisste (wahrscheinlich auch tot oder gefangen).» Lapidar schliesst der Bericht: «Schicken Sie die nächste Charge.»

Der Text macht in sozialen Netzen in der Ukraine die Runde, ebenso wie Videos neuer Soldatenfriedhöfe. Die Kamera fährt an einem Meer blau-gelber Fahnen und frischer Gräber vorbei – versteckt gefilmt, denn erwischen lassen sollte man sich dabei nicht. Denn niemand soll sehen, was immer deutlicher wird: Der Krieg läuft schlecht für die Ukraine.

Mangel an Soldaten

Selbst Präsident Wolodymyr Selenskyj gibt es mittlerweile zu: Die Lage sei «äusserst angespannt». Walerij Saluschnji, der Oberkommandierende der ukrainischen Streitkräfte, bestätigte die grimmige Einschätzung: Auch mit den nun gelieferten schweren Waffen seien «grössere Operationen nicht möglich». Skeptisch äusserte sich auch Oleksji Arestowitsch, der vor kurzem gefeuerte frühere enge Berater Selenskyjs: «Ich bin jetzt unabhängig und kann sagen, was ich will.» Es sei «sehr unwahrscheinlich», dass die Ukraine den Krieg gewinne.

Die Offensiven vom vergangenen Herbst sind festgefahren. Russland verzeichnet kleine, aber offensichtlich strategisch wichtige Geländegewinne und kann immer neue Truppen in die verlustreichen Kämpfe werfen. Die Rückschläge für die Ukraine waren offenbar einer der Gründe, weshalb die Lieferung westlicher Kampfpanzer mit fast panischer Eile vorangetrieben worden war. Weiterlesen in der weltwoche.ch

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