Deutschland im philosemitischen Trauma Von Evelyn Hecht-Galinski

 

Kommentar vom Hochblauen – Eine gefährliche Entwicklung

 

Deutschland im philosemitischen Trauma

 

Von Evelyn Hecht-Galinski

 

Es scheint, als ob es in Deutschland immer unmöglicher wird, Kritik an jüdischen Bürgern und Künstlern zu äußern. Natürlich nur an denen, den vermeintlich „Guten“, die auf der richtigen Seite stehen. Es sind die „guten Juden“, die von Medien und Politik als „neue Götter“ eine Verehrung finden, die ihnen gewiss nicht immer, gemessen an ihren Leistungen, zukommt. Nehmen wir als jüngstes Beispiel den „twitternden Pianisten“ Igor Levit. Dieser Fall ist für mich der symptomatische Aufhänger für die deutsche traumatisierte „Opferanspruchsideologie“, die heute zum neuen Ideal erhoben wird.

 

Als „Pumuckl“ verunglimpft

 

Als eifrige Feuilleton-Leserin stieß ich natürlich sofort auf die Kritik von Helmut Mauro in der Süddeutschen Zeitung vom 16. Oktober. Helmut Mauro schätze ich seit vielen Jahren als hervorragenden Musikkenner und Kritiker. Ganz im Gegensatz zur Süddeutschen Zeitung, deren „Russen-Hass“ und Türkei Bashing mir schon lange missfällt.

 

Ich erinnere mich noch allzu gut an meinen Disput mit Reinhard J. Brembeck und Rainer Erlinger von 2014, den ich auch groß auf meiner Hochblauen-Seite dokumentiert habe. (1)

 

Schon damals stieß mir eine Kritik an dem russischen Star-Pianisten Trifonov auf, der von Brembeck doch tatsächlich als „Pumuckl“ verunglimpft wurde. Dies erfüllte damals einen Tatbestand der Beleidigung, als ein bayerischer betrunkener Fußballfan eine Polizistin so tituliert hatte und dafür von einem Regensburger Gericht zu zwei Monaten Haft auf Bewährung verurteilt wurde. Das blieb Brembeck erspart, ich aber schlug vor, ihn mindestens für zwei Monate mit einem „Schreibverbot“ zu belegen. Ebenso das Gergiev-Bashing gegen diesen ausgezeichneten russischen Stardirigenten, der es „gewagt“ hatte, sich als russischer Staatsbürger seinerzeit positiv über Putins Krim-Politik zu äußern, war so unter der Gürtellinie, weil es nichts mit dem Künstler Gergiev, sondern nur mit seiner Pro-Putin-Politik zu tun hatte.

 

Den Nagel auf den Kopf getroffen

 

Schon damals kritisierte ich diese Art von Kritik aufs schärfste! Seit dieser Zeit schätze ich Mauro besonders, da er mir mit „Pumuckl“ völlig recht gab. Als er jetzt mit seiner Kritik „Igor Levit ist müde“ auch die richtigen Fragen stellte, war ich sofort begeistert von diesem lesenswerten Artikel. (2) Ich schrieb Mauro, dass er mit seiner Kritik und Charakterisierung von Levit genau den Nagel auf den Kopf getroffen hatte.

 

„Sie sprechen mir mit ihrem Levit-Artikel so aus dem Herzen! Dieser Pianist wurde von interessierten politischen Kreisen – hoch bis zum Bundespräsidenten – so zum „Gott erkoren“, mit keinerlei Berechtigung. Inzwischen sind sein Twittern und seine Selbstdarstellung zu einer Masche geworden, die ihn von der Kunst längst entfernt hat. Aber er scheint der „Medienliebling“ zu sein, dank „besonderer“ Unterstützung. Übrigens ist inzwischen nach Trifonov Nikolai Medvedev mein Favorit. Als kritischer und immer mehr unzufriedener SZ- Leser, sind ihre Artikel und Rezensionen meine wenigen Lichtblicke“.

 

Helmut Mauro fragte mich, ob ich damit einverstanden sei, dass er diesen Brief als Leserbrief an die Leserbriefredaktion weiterleiten könne. Ich war einverstanden. Als ich allerdings die gesammelten Leserbriefe, darunter meinen am 21. Oktober in der SZ abgedruckt fand, war ich entsetzt. Nicht nur, dass ich quasi die Einzige war, die eine Position gegen Levit bezog. Es tobte ein gnadenloser Shitstorm gegen Mauro und für Levit im SZ-Netz unter dem Titel „Viel Schelte und wenig Verständnis“ veröffentlicht. Als ich dann noch feststellen musste, dass mein, gemessen an den anderen Leserbriefen, kurzer Brief auch noch gekürzt erschien, war ich mehr als wütend. (3)

 

Sieg und Freispruch auf der ganzen Linie

 

Ich erinnere mich noch allzu gut an den „Fall-Hanitzsch“, als Dieter Hanitzsch, der langjährige Karikaturist der SZ, wegen einer Netanjahu-Karikatur und Antisemitismusvorwürfen gefeuert worden war. Da war man sehr schnell bei der Sache gewesen und hatte in vorauseilendem Gehorsam auf die Angriffe der Israel-Lobby reagiert. Damals gab es einen Shitstorm für Dieter Hanitzsch im Netz, der aber im Gegensatz zu heute keine positive Berücksichtigung fand. Kurz nach seinem Rauswurf ging er wieder zurück zur Münchner Abendzeitung, die ihn sehr gern wiedereinstellte. 2018 bekam Hanitzsch noch den Bayerischen Kabarettpreis verliehen. Im selben Jahr stellte der Presserat noch fest, dass die von der SZ beanstandete Karikatur von der „Meinungsfreiheit gedeckt“ war. Ein Sieg und Freispruch für ihn auf der ganzen Linie. Bis heute hat die SZ übrigens noch nicht den Anstand besessen, sich bei Dieter Hanitzsch zu entschuldigen. Auch damals war mir schon das mehr als fragwürdige Verhalten der SZ und Teilen ihrer Redakteure ungut aufgefallen. (4)

 

Was sich jetzt allerdings im Fall Levit abspielt, ist die brutale Steigerung. Nachdem sich SZ-Chefredakteur zunächst hinter Mauros Artikel gestellt hatte, kam die peinliche Kehrtwende nach dem Shitstorm. Er und seine Co-Chefredakteurin entschuldigten sich schriftlich bei Levit, und noch mehr: sie führten auch Teile der Redaktion auf, die sich ebenfalls kritisch gegen den Kollegen-Artikel geäußert hatten. Als Igor Levit Mauros Aussagen zudem noch als „unzweideutig antisemitisch konnotiert“ hatte, natürlich auf Twitter, war alles klar. (5)

 

Selten habe ich so eine einhellige Kollegen-Schelte, ja z.T. schon blanken Hass gegen einen Kollegen erlebt, wie in diesem Fall. Mauro, der seit 1990 bei der SZ ist, ist übrigens auch Mitglied von Amnesty International, Greenpeace, sowie Survival International zur Hilfe bedrohter Völker. (6)

 

Mut, gegen den Strom zu schwimmen

 

Besonders tragisch ist nicht nur der Hass, der ihm entgegenschlägt, sondern diese deutsche mediale Einigkeit, der jemandem entgegenschlägt, wenn er sich nicht konform verhält. Jeder, der sich mit dem Thema Juden, „jüdischer Staat“, Russland, Türkei, Muslime nicht nach der „Political-Correctness“ verhält, kann ein Lied davon singen.

 

Heute gehört schon Mut dazu, gegen den Strom zu schwimmen und seine Meinung zu vertreten. Bei jüdischen Künstlern und Themen wird es besonders heikel. Da ist man schnell mit der Antisemitismuskeule bei der Hand. Tatsächlich ist Levit für mich und viele andere nicht der herausragende Pianist und Interpret, für den er sich hält. Er ist ein herausragender „Twitterer“ und grüner „Aktivist“, der es meisterhaft versteht, auf der Klaviatur des „Jude seins zu spielen. Dass dadurch die Kunst des Klavierspielens leidet, ist nur allzu verständlich. Eine große Musikkennerin und gute Freundin, die Levit einmal schätzte, hat sich inzwischen auch von ihm und seiner „Kunst abgewendet. Sie schilderte mir, dass er inzwischen bei seinen Konzerten mehr politische Agitation treibt, als Klavier zu spielen. Als sich im Publikum darüber Unmut breit machte und mehre Zuhörer den Saal verließen, machte er unerschrocken weiter, anstatt an den Flügel zu gehen und das zu machen, weswegen das Publikum gekommen war.

 

Warum beklagt sich Levit eigentlich? Dieser Mann, der sein ganzes Wirken in der Öffentlichkeit als erfolgreiches „Geschäftsmodell“ vergoldet hat, weiß sich inzwischen seiner medialen und politischen Wirkung so sicher, dass er für sein „humanistisches Engagement“ mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland, persönlich überreicht von Bundespräsident Steinmeier, ausgezeichnet wurde, bei dem er übrigens auch tägliche Hauskonzerte im Schloss Bellevue, „stellvertretend“ für die vielen Künstler, die nicht auftreten können, gab. Levit scheint zu pokern. Was will er eigentlich, vielleicht eine „Wiedergutmachung“? Inzwischen ist er so abgehoben, dass er weder die problematische Entschuldigung der SZ, noch eine Einladung zu einem persönlichen Gespräch annahm. Ob er wohl auf eine Vermittlung des Bundespräsidenten wartet? (7)

 

Einer, der gern austeilt, aber nicht einstecken kann

 

Also haben wir es hier mit einem „jüdischen Vorzeigekünstler“ zu tun, der gern austeilt, aber nicht einstecken kann. Es gab eigentlich nur einen Kommentar zum Thema Levit, und der war erneut in der Wiener Zeitung, eine der wenigen „mutigen“ Zeitungen, die es auch einmal wagt, gegen den Strom in Sachen Palästina zu schwimmen. Mir fielen diese Artikel natürlich gerade aus diesem Grund besonders auf. (8)(9)

 

Warum ich also so ausführlich über die Causa Levit geschrieben habe? Ich wollte auf die Doppelstandards hinweisen, die inzwischen auch und gerade die Kultur betreffen.

 

Beispiele gibt es genügend. Gegen Valeri Gergiev als „Putin Freund“. Besonders dreist und in völliger Selbstüberschätzung schlägt der 2%-„Kreml-Kritiker“ Nawalny der EU (!) vor, ein Einreiseverbot für den Dirigenten zu verhängen und ginge es nach Nawalnys Willen, auch sein Amt als Chefdirigent der Münchner Philharmoniker verlieren würde. Dieser „Kreml-Kritiker“, der von der Merkel-Regierung inzwischen als „Held“ stilisiert wurde und das für Deutschland wichtige gute Verhältnis zu Russland immer schwieriger werden lässt, hat meiner Meinung nach – auch wegen seines Rufmords gegen den ehemaligen Bundeskanzler Schröder – sein Gastrecht in Deutschland längst verwirkt. Es scheint, als ob das Gift der Denunziation sich aus diesem Blender Bahn bricht, was bestimmte Medien nur allzu gerne aufnehmen. (9)

 

Warnendes Beispiel für uns alle

 

Nicht zu vergessen auch mein Freund Bernd Weikl, dem von der SZ so übel mitgespielt wurde und dessen Ruf und Karriere, wäre es nach dieser Zeitung speziell gegangen, zerstört worden wäre und teilweise auch wurde. Diesem politisch engagierten und weltweit berühmten Sänger und Bariton, Professor, Kammersänger und Wagner-Kenner, der in allen berühmten Opernhäusern auftrat, wurde übel mitgespielt. Sein Beispiel soll hier stellvertretend sein, als warnendes Beispiel für uns alle. (10)

 

Sind es nicht gerade die SZ und die FAZ, stellvertretend für andere Leit(d)-Medien, die führend in anti-russischer und antitürkischer Polemik versuchen, ihre Leser zu beeinflussen? Während die Kritik am „jüdischen Staat“, wenn überhaupt, dann mehr als dürftig ausfällt, schließlich möchte keiner in die „Antisemitismus-Ecke“ gedrängt werden, wenn der Zentralrat der Juden oder andere jüdische Organisationen Einspruch erheben.

 

Nehmen wir den türkischen Spitzenpianisten Fazil Say, dem von Jan Brachmann in der FAZ in einer wirklich unter die Gürtellinie reichenden Kritik „professionelle Standards“ abgesprochen wurden, die er „nur selten erreicht“. Mir kommt natürlich der Verdacht, dass mit der Say-Kritik auch Erdogan und die Türkei mit getroffen werden soll.

 

Musterland der philosemitischen Umkehr

 

Deutschland hat sich inzwischen 75 Jahre nach Auschwitz-Befreiung und etwa 27 Millionen sowjetischer Kriegstoter zu einem Musterland der philosemitischen Umkehr von Antisemitismus entwickelt. Das ist bedenklich. Solange weiter eine Politik der „Staatsräson für den jüdischen Staat“ betrieben wird, einem Staat, der genau das mit den Palästinensern macht, was Deutschland und die Staatengemeinschaft nicht zulassen darf.

 

Dank unserer tätigen Mithilfe wird in Palästina täglich Unrecht an den Palästinensern, die militärische illegale Besatzung, andauernden Völkerrechtsbruch, ethnische Säuberung, begangen. Wo bleiben die Journalisten und Künstler die das offen kritisieren und eine Umkehr fordern, auf dem Weg in ein freies Palästina? Warum wird die gewaltfreie BDS-Bewegung nicht endlich aktiv unterstützt, auf diesem Weg? Gerade der Bundestag sollte sich als Wegbereiter dieser neuen Politik sehen.

 

Wo bleibt der Shitstorm gegen die neue Kalte Kriegs-Rhetorik und gefährliche Anti-Russland-Politik, gegen unseren wichtigen Partner? Die Agitationen gegen Nord Stream 2, gerade durch den „Maaslosen SPD-Außenminister, der es geschafft hat, unsere schon bis dato fragwürdige Außenpolitik auf einen Tiefpunkt zu bringen, der seinesgleichen sucht.

 

Nicht im philosemitischen Trauma versinken!

 

Wo bleibt ein Aufschrei gegen ungezügelte Nato-Einsätze der Bundeswehr, sowie Waffenlieferungen, ganz nach USA Willen? Warum gibt es keinen Shitstorm gegen die US-amerikanischen Atomwaffen auf deutschem Boden? Deutschland war immer auf dem rechten Auge blind und war im Kampf gegen alles Linke verblendet.

 

Wenn gerade heute eine AfD ihr Unwesen treibt, natürlich immer im Bekenntnis zum „jüdischen Staat“, der sich inzwischen selbst immer mehr zu einer rechtsextremen Apartheidpolitik entwickelt hat, dann sollte das ein Anlass sein, um einen Shitstorm loszutreten. Es ist der Islam-Hass, der uns alle tief besorgt machen sollte und schon viel zu viele Opfer gefordert hat.

 

Wehren wir uns mit aller Kraft dagegen, dass wir in der gefährlichen Entwicklung im philosemitischen Trauma versinken.

 

 

Fußnoten:

 

(1) https://www.sicht-vom-hochblauen.de/leserbrief-an-die-sueddeutsche-zeitung/

(2) https://www.sueddeutsche.de/kultur/igor-levit-daniil-trifonov-1.5071896?reduced=true

(3) https://www.sueddeutsche.de/kolumne/igor-levit-viel-schelte-und-wenig-verstaendnis-1.5085377

(4) https://www.sicht-vom-hochblauen.de/herzlichen-glueckwunsch-an-dieter-hanitzsch-fuer-diese-ehrung/

(5) https://www.sueddeutsche.de/kolumne/igor-levit-sz-entschuldigung-1.5085383

(6) https://schallplattenkritik.de/jury/1095-helmut-mauro

(7) https://www.deutschlandfunk.de/kritik-an-igor-levit-musikkritiker-haelt-entschuldigung-der.2849.de.html?drn:news_id=1186064

(8) https://www.wienerzeitung.at/meinung/kommentare/2079747-Causa-Levit-oder-Was-echter-Mut-ist.html

(9) https://www.wienerzeitung.at/meinung/gastkommentare/2078841-Tatsachen-ueber-Israel.html

(10) https://www.nachdenkseiten.de/?tag=nawalny-alexej

(11) https://www.sicht-vom-hochblauen.de/die-schoene-deutsche-meinungs-und-pressefreiheit-von-bernd-weikl-standpunkte/

 

 

In der Neuen Rheinischen Zeitung (NRhZ) veröffentlicht in Ausgabe 755 vom 23.10.2020 unter http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=27064

 

 

Evelyn Hecht-Galinski, Tochter des ehemaligen Zentralratsvorsitzenden der Juden in Deutschland, Heinz Galinski, ist Publizistin und Autorin. Ihre Kommentare für die NRhZ schreibt sie regelmäßig vom „Hochblauen“, dem 1165 m hohen „Hausberg“ im Badischen, wo sie mit ihrem Ehemann Benjamin Hecht lebt. (https://www.sicht-vom-hochblauen.de/) 2012 kam ihr Buch „Das elfte Gebot: Israel darf alles“ heraus. Erschienen im tz-Verlag, ISBN 978-3940456-51-9 (print), Preis 17,89 Euro. Am 28. September 2014 wurde sie von der NRhZ mit dem vierten „Kölner Karls-Preis für engagierte Literatur und Publizistik“ ausgezeichnet.

 

Auch das noch, uns bleibt auch nichts erspart! Hier hat sich zusammengefunden, was zusammen gehört! Ganz typisch für diese Politik “ der besonderen“ Art! Toleranz sieht bei mir etwas anders aus, als bei diesen Ausgezeichneten, ich kann da nicht gratulieren!
https://www.berliner-zeitung.de/kultur-vergnuegen/herzlichen-glueckwunsch-toleranzpreis-an-igor-levit-und-madeleine-k-albright-li.114241
Preisverleihung : Herzlichen Glückwunsch! Toleranzpreis an Igor Levit und Madeleine K. Albright
Das Jüdische Museum Berlin (JMB) verleiht am 31. Oktober den Preis für Verständigung und Toleranz. Die Laudatoren sind Joschka Fischer und Dunja Hayali.
https://www.spiegel.de/panorama/justiz/corona-krise-alexander-gauland-igor-levit-deutschland-ist-muede-vor-aufregung-a-aa05609a-5a0c-48b3-a7e9-c1f23d28f187

Man wird müde, zum  inflationären Thema, der philosemitischen Medien, zum Thema Antisemitismus und Levit. Dank an Thomas  Fischer im Spiegel.

4 Kommentare zu Deutschland im philosemitischen Trauma Von Evelyn Hecht-Galinski

  1. Liebe Frau Hecht-Galinski.
    In der Donnerstag-Ausgabe der SZ (22.Okt.) hat nun auch Carolin Emcke in ihrer Kolumne „Ich bin auch müde“ den Artikel von Mauro scharf kritisiert
    und Levit verteidigt. Mauros Text sei voll von als antisemitisch deutbaren Äusserungen. Die oft sehr klugen Kolumnen Emckes haben stets gezeigt, dass sie bei den Themen Antsemitismus und Israel zionistischen Narrativen folgt, also auf einem Auge blind ist.

  2. Auch ich stimme Helmut Mauro zu: Als Liebhaber besonders von Klavierkonzerten hatten wir Igor Levit seit Jahren sehr geschätzt, aber noch in der letzten Zeit vor Corona mit Bedauern bemerkt, dass sein Spiel an Intensität verloren hatte. Er spielte, als sei ihm die Musik gleichgültig, zum Musikbetrieb geworden und nur noch das Publikum wichtig. Wir fanden, er solle, wie manche anderen Pianisten es schon vor ihm getan hatten, sich eine Pause zur Rückbesinnung gönnen. Vor dem letzten Konzert hier in Wiesbaden hielt er eine 25 Minuten lange Rede, in der er von den Zuhörern Mut verlangte. Als eine Dame aufstand und den Beginn des Konzertes anmahnte – und damit wirklich Mut bewies – honorierte er diesen keineswegs, sondern setzte seine Rede fort.

  3. die philosemitischen Tendenzen im Land zu kritisieren können nur Menschen jüdischen Glaubens. Allen anderen würde sofort die Antisemitismuskeule zugeschrieben. Eine sehr bedenkliche entwicklung. Berchtigte Kritik müsste möglich sein. Ist es aber nicht und genau dies führt zu Problemen. Ob dies wohl gewollt ist.

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*