Mein Antizionismus Von Jacob Cohen Übersetzung von Christiane Reynaud

Mein Antizionismus

Jacob Cohen

Montag, den 18. März 2019

Originalartikel: https://jacobdemeknes.blogspot.com/2019/03/mon-antisionisme.html

Übersetzung: Christiane Reynaud

 

Diese Frage erschüttert die politische Landschaft in Frankreich und  verhindert, dass man sich die wirkliche Frage über Israel – oder den jüdischen Staat, wie er sich selbst gern immer enger definiert – stellt.

 

Es wurde viel über die Gleichsetzung von Antizionismus und Antisemitismus diskutiert. Man erkennt darin das unheilvolle Genie des zionistischen Unternehmens, dem bereits einige spektakuläre historische  Verdrehungen gelungen sind: Palästina als „Land ohne Volk“ auszugeben, Eroberungskriege zu führen und sich als potenzielles Opfer darzustellen, seinen Lebensraum zu erweitern, um seine Sicherheit zu gewährleisten, über Hunderte von Atomsprengköpfen zu verfügen und jeden potenziellen Gegner zu beschuldigen, einen neuen Holocaust begehen zu wollen.

 

Und nun ziehen die zionistischen Magier diese noch nie da gewesene, verblüffende, phantasmagorische Zaubergleichung „Antizionismus = Antisemitismus“ aus dem Hut. Ohne den ideologischen Terror jüdischer Lobbys in Europa – der kleinste Schnupfen des CRIF erschüttert die Fundamente der Republik und, wenn Netanjahu die Augenbrauen hochzieht,  kriecht Deutschland am Boden – ohne die Quasikontrolle der politischen US-Institutionen, hätte diese Gleichung höchstens eine höfliche  Zurückweisung oder gar einige sarkastische Bemerkungen über diesen die Intelligenz beleidigenden Anspruch hervorgerufen.

 

 

Ist es nötig, an die zahlreichen jüdischen Widerstände gegen das zionistische Unternehmen zu erinnern und daran, dass sie  die gut etablierten Diasporagemeinden kalt gelassen  haben? Ganz zu schweigen von den ständigen Widerständen von Rabbinern. In Marokko warnten uns die Rabbiner vor diesen Abtrünnigen (zionistische Agenten, die vor Ort geschickt wurden, um „Berufene“ zu  werben), die sich Juden nannten. Israel hat Juden aus den arabischen Ländern, die äthiopischen angeblichen Juden, die falschen sowjetischen Juden, hereingelegt, um Kanonenfutter, Lumpenproletariat zu bekommen und die neuen Städte zu füllen.

 

Nehmen wir an, wir vergessen das ursprüngliche Verbrechen des Zionismus und räumen dem jüdischen Volk das Recht auf ein Stück Land ein, damit es dort Zuflucht und Frieden findet. Davon sind wir aber weit entfernt. Der Zionismus offenbart Tag für Tag seine wahre Natur, er ist  ein expansionistisches, militaristisches, rassistisches, messianisches Projekt. Es ist ein Sparta,  das auf Kriegsfuß leben muss. Die inneren Spannungen sind so groß, dass, ohne einen Feind von außen,  Bürgerkriege ausbrechen würden. Eine Friedensituation, wie wir sie in Europa kennen, würde ein Zusammenleben zwischen israelischen Juden und Arabern ermöglichen  und das wäre ein echter Alptraum für den identitären zionistischen Block. Ist es bekannt, dass Israel das einzige Land in der Welt ist, das zwei Bildungssysteme besitzt, von der Krippe bis zum Abitur, völlig getrennt und undurchlässig: ein jüdisches und ein arabisches System? Von Anfang an, seit ihrer Gründung, nehmen die Kibbuzim, die Flaggschiffe des Atheismus und des Kommunismus, keine arabischen Mitglieder an.

 

Eine Frage, mit der sich unsere Analysten – die neuen Dhimmis der Lobby, die ja angeblich gar nicht existiert – auseinandersetzen wollen: Warum lehnt Israel eine internationale Konferenz ab, bei der es nur Verbündete oder wohlwollende Freunde gäbe, und die seine territorialen Ansprüche und seine Friedensbedingungen berücksichtigen würde? Und man eine gerechte Lösung für alle Völker der Region finden würde. Weil der Zionismus von seinem Wesen  her und der Art, wie er sich entwickelt hat, grundsätzlich ein Kriegsfaktor ist. Er ist mit der Erweiterung seines „Lebensraums“ über den Jordan hinaus nicht fertig. Mit der Gleichung, die man versucht, uns zu verkaufen, würden solche Aussagen als „antisemitisch“ betrachtet werden.

 

Was würden die Historiker in 50 Jahren sagen? Wie können große europäische Länder, die Sanktionen gegen Russland verhängen, vor diesem kleinen Schurkenstaat zittern, der sie verhöhnt und demütigt? Erinnern Sie sich an die Szene, wo Tsahal-Soldaten französische Diplomaten angegriffen haben? Europäische Diplomaten haben die Hosen voll, wenn sie sich an Israelis wenden. Wie viele von der Europäischen Union finanzierte Einrichtungen, die im Westjordanland das Leiden der Palästinenser lindern sollten, wurden  vom zionistischen Besatzer vor den Augen der Beobachter zerstört? Das Komischste dabei ist, dass diese EU freundlich, demütig und leise um die Rückerstattung bittet und wird angefahren, wie ein Hund auf einer Kegelbahn.

 

Mein Antizionismus? Ich möchte dazu beitragen, diesem Abenteuer, das seine Gefährlichkeit und seine Unfähigkeit sich zu reformieren bewiesen hat und dessen Folgen auch die Juden der ganzen Welt treffen werden, ein Ende zu setzen. Aber, mit Hilfe seiner Mossad-Killer im Hinterhalt, seiner Zehntausenden von „Sayanim“, seines militärischen und Informatik-Potentials und seiner nuklearen U-Booten, die fast überall herumgeistern, ist das zionistische Abenteuer noch lange nicht vorüber. Ich sage manchmal, dass Netanjahu ein Gemäßigter ist und die Leute lachen, aber wartet mal, was danach kommt!

 

Jacob Cohen

Französisch-marokkanischer Schriftsteller

Am 19. März 2019

 

Jacob Cohen ist 1944 in Meknes geboren, erlangte den Abschluss für Rechtswissenschaften in der Universität von Casablanca und das Diplom der Universität für politische Wissenschaften (Sciences Po in Paris). Er lebte in Berlin und Montreal, bevor er nach Casablanca zurückkehrte, wo er zwischen 1978 und 1987 als Dozent in der Juristischen Fakultät arbeitete. Seitdem lebt er in Paris.

Autor zahlreicher Bücher

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