Corona Jürgen Todenhöfer

Dank an Jürgen Todenhöfer

Liebe Freunde, viele Menschen leben gerne in den Tag hinein. Hauptsache: Gesundheit, Kohle und Partner stimmen. Nach dem Leben kommt sowieso nichts. Gott? Gott ist tot. Wirklich? Und die Macht des Schicksals? Leeres Gerede pathetischer Dichter! Wirklich?

DER ZERBRECHLICHE PLANET.
Schon früher vernichteten Meteoriten, tektonische Verschiebungen, Eiszeiten, gigantische Vulkanausbrüche mehrfach fast alles Leben auf der Erde. Das End-Schicksal unseres Planeten stand ohnehin von Anfang an fest: Wenn sich die Sonne eines Tages zu einem Roten Riesen aufblähen wird, wird sie die Erde verschlingen. Die Menschheit, die unseren Planeten erst seit einem Wimpernschlag besiedelt, wird in keinem Fall ewig hier leben können.

DER MENSCH ALS ZERSTÖRER.
Auch der Mensch ist ein schrecklicher Zerstörer. Immer wieder habe ich das mit eigenen Augen erlebt. Vor 75 Jahren zerstörte die britische Luftwaffe mit 279 Flugzeugen Hanau, die Stadt meiner Eltern. In 17 Minuten! In einem Feuersturm. Ich riss damals zu Hause aus und blickte mit offenem Mund auf meine brennende Stadt. Über 2000 Menschen starben. Auch meine Freunde.

Immer wieder spielt der Mensch „Macht des Schicksals“. Sowjetische Truppen zerschmetterten 35 Jahre später das kleine Afghanistan. Wieder brannten Menschen. 20 Jahre später veranstalteten die Amerikaner, dasselbe mörderische Spektakel. Seit 9/11 spielen wir im Mittleren Osten „Macht des Schicksals“. Wir töten und töten. „Verantwortung übernehmen“ nennen wir modernen Menschen das.

WIR MENSCHEN SIND TROTZDEM NICHT DIE HERREN DER WELT.
Wir „Homo Sapiens-Menschen“ glauben, wir seien die Herren der Welt. Zu allem berechtigt, unbesiegbar. Wir haben alle Tierarten, Vögel und Fische besiegt, massakriert, zu Haustieren dressiert, in Zoos gesteckt. Jetzt träumen moderne Wissenschaftler sogar vom „Homo Deus“, dem Gott-Menschen als nächster Entwicklungsstufe.

GEGEN VIREN UND BAKTERIEN HABEN WIR IMMER VERLOREN.
Doch eine Art von „Lebewesen“ haben wir nicht besiegt, Bakterien und Viren. Im Gegenteil: Sie besiegen uns. Regelmäßig. Mit Tuberkulose, Cholera und Pest. Immer und immer wieder. Millionenfach. Zuletzt zeigten uns SARS, MERS, Zika, Ebola, Vogelgrippe und Schweinegrippe die Grenzen menschlicher Macht.

Immer wenn wir Medikamente gegen unsere tödlichen Feinde erfanden, mutierten sie, wurden resistent und alles ging von vorne los. Nein, wir sind nicht die Herren der Welt. Bakterien und Viren sind mächtiger.

CORONA STELLT DIE MACHTVERHÄLTNISSE DER WELT AUF DEN KOPF.
Corona zeigt unsere Schranken und Irrtümer. Das Virus stoppt die Globalisierung, vernichtet Branchen, zerlegt Börsen, macht selbst den umweltfreundlichen Nahverkehr zu einem lebensgefährlichen Ort. Stinkende Dieselautos werden zu Rettungsfahrzeugen, weil man dort seltener angeniest wird. Donald Trump sperrte die Grenzen Amerikas – erst für Muslime, jetzt für die ganze Welt. Doch Corona kann er nicht stoppen. Auch nicht mit der stärksten Armee der Welt.

HABEN WIR EINEN PLAN?
Wir setzen alle Hebel in Gang, um Corona zur Strecke zu bringen. Und tun so, als hätten wir einen Plan. Und alles unter Kontrolle. Doch wir haben kaum etwas unter Kontrolle. Trotz toller Ärzte und Krankenschwestern. Wir verbarrikadieren uns, verstecken uns, machen uns klein. Wir spielen auf Zeit. Der Gegner ist zu mächtig. Wir sind nicht die Herren der Welt.

LEBT JEDEN TAG WIE EIN GANZES LEBEN!
Unser Leben ist ein kurzes Geschenk des Schicksals. Oder Gottes? Wir sollten die kurze Zeit dieses Lebens nutzen, etwas aus diesem Geschenk zu machen. Wir sollten grade jetzt andere Menschen so behandeln, wie wir selbst behandelt werden wollen. Und jeden Tag wie ein ganzes Leben leben. Das Leben ist sonst bald vorbei, ohne dass wir je gelebt haben.

Ob wir dreißig, fünfzig oder 90 Jahre alt werden, spielt keine Rolle. Entscheidend ist, dass wir richtig leben. Die Qualität des Lebens ist wichtiger als seine Quantität. Liebe wichtiger als jedes materielle Gut. Darüber sollten wir in diesen Tagen nachdenken. Und nie den Mut verlieren.

Euer JT

2 Kommentare zu Corona Jürgen Todenhöfer

  1. In diesem Sinne äußert sich der 2009 verstorbene marokkanische Gelehrte Farīd al-Anṣārī:

    Das Lebensalter ist – wenn man über die göttliche Schöpfung nachdenkt – die Wirklichkeit des Menschen, da der Mensch nur Anfang und Ende ist, die Stunde der Geburt und dann die Stunde des Ablebens! Aber … welch ein Unterschied zwischen Lebensalter und Lebensalter! Das ist nicht in Anbetracht der Länge und der Kürze, da – wie oben erläutert – alle Lebensalter kurz sind, sondern in Anbetracht der Weite und Enge, da ein Leben entsprechend der relativen menschlichen Zählung lange dauern kann, jedoch eng und nicht weit sein kann, wie es ebenso in Anbetracht seiner selbst aber auch kurz, jedoch sehr weit sein kann, als würde es niemals enden.
    Dies soll durch das folgende Beispiel erläutert werden: Nimm an, das Lebensalter ist gleichbedeutend mit einem Weg, den der Mensch zurücklegt, und der eine Ausdehnung in der Länge und eine andere in der Breite hat. Gewöhnlich achtet der Mensch nur auf die Länge, weil diese mit dem Begriff der Zeit (Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft) verbunden ist. Selten jedoch achtet er auf die Breite, weil diese nur mit den Handlungen und Leistungen während eines Zeitraums verbunden ist. Der Mensch ist auf seiner Reise während seines Lebensalters zweierlei Art: Der eine schreitet voran, ohne auf die Breite der Zeit zu achten, und so verschlingt er das von ihrer Länge, was davon für ihn vorbestimmt ist, ohne den Segen des Lebensalters zu empfinden, wie lange es entsprechend der relativen menschlichen Zählung auch sein mag. Die andere Art achtet auf die Breite, weswegen ein solcher Mensch, wenn er einen einzigen Schritt seines Lebensalters zurücklegt, er den zweiten nicht macht, ohne einen gleichen in die Breite des Weges, nicht in seine Länge, zu tun, um die restlichen Augenblicke zu leben, die zu dem ersten, in die Länge gerichteten Schritt selbst gehören, den er zurückgelegt hat. So fährt er fort, in die Breite des Weges zu schreiten, bis er dessen ganze Breite in sich aufgenommen hat. Erst dann begibt er sich nach vorn, um einen weiteren Schritt in die Länge zu machen. Hierauf schreitet er wieder in die Breite, und somit geht er folglich sowohl in die Länge als auch in die Breite.
    Der Begriff der Breite symbolisiert die vollständige Ausnutzung der Zeit, da die meisten Menschen den einen Augenblick leben, was nicht dazu ausreicht, ihn mit Arbeiten und Handlungen zu kultivieren, und vielleicht verbringen sie ihn mit Freizeitbeschäftigungen, und das ist das, was man „die Zeit totschlagen“ nennt! Die Breite ist es, jeden Bereich der Zeit für das Leben mit positiven Leistungen und lebendigen Taten auszuschöpfen, die das Guthaben des Gottesdieners mit einem Leben voller Gutem erfüllen. Das ist der in den überlieferten Bittgebeten erwünschte Segen des Lebensalters.

  2. Sehr gut, dass Jürgen Todenhöfer mit seiner Wochenschau übermittelt wurde. Wenn er nächstes Mal noch ein Mikro benutzt, wird es noch besser!
    Hoffentlich geht es ihm und auch Dir, Evelyn, noch gut. Bleibt gesund in diesen Zeiten!

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