Der NSU-Komplex lebt von Thomas Moser Nachdenkseiten

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Der NSU-Komplex lebt

Ein Artikel von Thomas Moser

Der Untersuchungsausschuss No. 2 in Bayern scheint wie aus der Zeit gefallen, dabei stößt er permanent auf bislang unbekannte Dinge der ungeklärten Mordserie, die das bisherige Narrativ vom Trio erschüttern könnten. Von Thomas Moser.

Eigentlich war der NSU-Skandal doch abgeschlossen. Die Urteile sind gesprochen, die Revisionen abgelehnt, Ermittlungen wurden eingestellt und die Geschichtsbücher warten auf die versteinerten Erzählungen der einstigen Terrortaten. Endlich Ende dieses unangenehmen Kapitels. Doch nun das: Reaktionen und Zuckungen, der Mordkomplex lebt.

Ende Oktober 2022 erschien der 42 Jahre alte Deutsch-Türke Serkan Y. im bayerischen Landtag. Geladen hatte ihn der NSU-Untersuchungsausschuss. Y. war am 23. Juni 1999 Opfer einer Sprengfalle in seiner Kneipe in Nürnberg geworden.

Der Zeugenauftritt dokumentierte gleich zweierlei: Serkan Y. wird in den Medien das “erste Opfer des NSU” genannt. Das erste Opfer wird also als letztes bekannt. Tatsächlich ist der Bombenanschlag immer noch Gegenstand der Untersuchung, weil viele Unklarheiten existieren.

Die zweite Neuigkeit ist, dass es immer noch parlamentarische NSU-Untersuchungsausschüsse gibt. In Mecklenburg-Vorpommern läuft seit Januar 2022 der vierzehnte, in Bayern seit Juni 2022 der fünfzehnte. In der Öffentlichkeit ist das wenig bekannt.

In Bayern wurden fünf der zehn Morde verübt, die dem NSU zugeschrieben werden, ohne dass es dafür bisher eine Erklärung gibt. Während der aktuelle Ausschuss in Mecklenburg-Vorpommern nahtlos an Ausschuss No. 1, der bis 2021 lief, anschließt, erscheint der Ausschuss in Bayern, eingesetzt vier Jahre nach dem Ende des Strafprozesses und sogar neun Jahre nach seinem Vorgängerausschuss, wie aus der Zeit gefallen. Doch offensichtlich bewegt sich die Zeit mit.

Der bayerische U-Ausschuss No. 2 pflegt eine offene Fragestellung, die nicht wie selbstverständlich davon ausgeht, dass Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos die alleinigen und exklusiven Täter bei den knapp 30 Taten (Morde, Sprengstoffanschläge, Raubüberfälle) waren. Im Fall der Taschenlampenbombe von Nürnberg lautet die Fragestellung: “Wer hat den Anschlag begangen und von wem wurde die Tat vorbereitet?” Das ist ein distanzierter Umgang mit dem bisherigen NSU-Narrativ. Der Fall, bei dem Serkan Y. zum Opfer wurde, könnte eine Art Schlüsselfall für den gesamten NSU-Terrorkomplex darstellen: Wer hat die Morde verübt, wer hat sie vorbereitet, wer hat davon gewusst? Weiterlesen in den nachdenkseiten. de

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