Die Legende von der schwachen russischen Wirtschaft Thomas Röper

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Auf dem Niveau Deutschlands

Die Legende von der schwachen russischen Wirtschaft

Thomas Röper

25. April 2023

Die russische Wirtschaft ist weitaus stärker als die westliche Propaganda Glauben machen möchte. Es heißt abwinkend, Russlands Wirtschaft sei auf dem Niveau Italiens, dabei überholt Russland bald die deutsche Volkswirtschaft.

Westliche Medien behaupten gerne, Russlands Wirtschaft sei unbedeutend und Russland hätte ungefähr die Wirtschaftskraft von Italien. Allerdings habe ich schon 2019 in einem Artikel die Frage gestellt, ob Russland Deutschland demnächst als fünftgrößte Volkswirtschaft überholt. Wie passt das zusammen?

Um das zu verstehen, müssen wir uns anschauen, wie die Wirtschftskraft von Staaten gemessen wird.

Wie das BIP gemessen wird

Die Schwierigkeit bei der Berechnung des Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist, dass man es nach sehr unterschiedlichen Methoden messen kann, ironisch gesagt nach dem Motto „Glaube nur der Statistik, die du selber gefälscht hast“. Die Frage ist immer, was man eigentlich messen oder überprüfen will. Daher müssen wir uns ein wenig trockene Theorie ansehen.

Es gibt zunächst das nominale und das reale BIP. Beim nominalen BIP geht es um den Wert aller Waren und Dienstleistungen in Marktpreisen. Das bedeutet, dass steigende (Markt-)Preise, also Inflation, das BIP erhöhen. So kann selbst bei sinkender Produktion das nominale BIP steigen, wenn nur die Inflation hoch genug ist.

Um diesen Effekt auszuschließen, gibt es das reale BIP. Dabei wird durch die Festsetzung von Basispreisen die Inflation herausgerechnet, man bekommt also einen klaren Einblick in die Entwicklung der Produktion und Dienstleistungen.

Nun ist aber auch hier die Schwierigkeit offensichtlich, wenn man verschiedene Länder mit verschiedenen Währungen vergleichen will. Schließlich legen die Länder unterschiedliche Basispreise fest und das auch noch in unterschiedlichen Währungen, deren Wechselkurse sich im Laufe des Berechnungszeitraums verändern.

Um diesen Effekt auszugleichen, gibt es die Messung des BIP nach Kaufkraftparität (KKP oder englisch PPP). Der Punkt ist nämlich, dass ein und dasselbe Produkt in verschiedenen Ländern teurer oder billiger sein kann und dass das gleiche auch für die Löhne gilt. In der Schweiz sind die Löhne höher als in Deutschland, aber wer mal da war, der sieht, dass dort dafür auch alles viel teurer ist. Von ihren höheren Löhnen haben die Schweizer nur dann einen Vorteil, wenn sie zum Einkaufen oder in den Urlaub ins Ausland fahren, im Alltag zu Hause heben die höheren Preise die höheren Löhne weitgehend auf.

Das BIP kann also auf sehr unterschiedliche Weise gemessen werden und dabei können auch sehr unterschiedliche Ergebnisse rauskommen. Richtig oder falsch ist keine Methode. Wer zum Beispiel die Entwicklung in einem Land über die Jahre messen will, der ist mit dem realen BIP gut bedient.

Wenn man aber verschiedene Länder vergleichen will, ist das BIP nach PPP die Methode der Wahl. Denn bloß weil eine Tasse Kaffee in der Schweiz das Doppelte kostet, wie in Deutschland, ist es trotzdem immer noch die gleiche Tasse Kaffee. Wer also das BIP, sprich die Summe der produzierten Güter und Dienstleistungen (vereinfacht gesagt, die Anzahl an verkauften Tassen Kaffee), in verschiedenen Ländern vergleichen will, und nicht die Preisunterschiede, der muss das BIP in PPP zur Hand nehmen.

Wo steht die russische Volkswirtschaft?

Das nominale BIP ist, wie gesehen, ein vollkommen ungeeigneter Indikator, um die Wirtschaftskraft von Ländern zu vergleichen. Trotzdem verwenden westliche Medien bei ihren Meldungen gerne die Daten gemäß dem nominalen BIP, weil die Staaten des Westens bei dieser Messmethode am besten aussehen.

Laut Schätzungen des IWF steht Russland gemäß nominellem BIP 2023 mit 2.062.649 Dollar nur auf Platz elf in der Welt, während Italien mit 2.169.745 Dollar auf Platz acht steht. Demnach stimmt also die Aussage, dass Russland nicht einmal die Wirtschaftskraft von Italien hat, allerdings nur nach der Berechnung nach dem dafür ungeeigneten nominellen BIP. Weiterlesen bei anti-spiegel.ru

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