Jagd nach Kanonenfutter Von Dmitri Kowalewitsch, Kiew

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen:
„Ich habe so viel Bewunderung für unsere tapferen ukrainischen Freunde.
Sie führen unseren Krieg.“

…Bis zum letzten Ukrainer….
Andy Commins/Pool via REUTERS
Aus: Ausgabe vom 09.02.2023, Seite 6 / Ausland
Ukraine-Krieg
Jagd nach Kanonenfutter
Ukraine: Hohe Verluste an der Front. Die Rekrutierungskampagne wird verschärft
Von Dmitri Kowalewitsch, Kiew
 
9. Februar 2023
Kurze Einweisung, dann ab an die Front: Ukrainische Soldaten bei Training in Großbritannien (9.11.2022)

Mehrere Kleinbusse fahren plötzlich auf dem Marktplatz von Wasilkow im Gebiet Kiew vor. Ukrainische Soldaten springen heraus, einige davon mit Waffen. Sie sperren den Platz ab und beginnen, alle Männer zu ergreifen, die im Alter von 18 bis 60 Jahren scheinen. Zwanzig Männern werden Einberufungsbescheide zum Militär übergeben, vier weitere werden unter ­Schreien und Drohungen auch mit Waffen in den Bus gedrängt. Danach verlassen alle fluchtartig den Marktplatz.

Ähnliche Szenen habe ich in den vergangenen zwei Monaten mehr als einmal auch in anderen Städten gesehen. Die Razzien hören selbst während der Luftangriffe nicht auf. Wer sich weigert, den Vorladungen Folge zu leisten, wird mitunter vom Militär geschlagen und mit unbekanntem Ziel abgeführt.

Wjatscheslaw Asarow, Gründer der Union der Anarchisten der Ukraine (UAU), berichtet in seinem Telegram-Kanal, dass er am 2. Februar Zeuge wurde, wie Arbeiter eines Internetanbieters, die Kabel verlegten, einen Wagen der ukrainischen Armee bemerkten und sich unter ihrem Fahrzeug versteckten. Nachdem er wieder weggefahren war, brachen die Handwerker ihre Arbeit ab und zogen sich zurück. In Odessa benutzt das Militär jetzt Krankenwagen, um sich unauffällig potentiellen Opfern zu nähern und ihnen die Vorladungen auszustellen.

Nach zwei bis drei Wochen Ausbildung werden die Rekruten sofort an die Front geworfen. Soldaten ohne Training, das macht normalerweise keinen Sinn. Doch sie werden, wie es zynisch heißt, als »Antiartillerieradar« eingesetzt – im Feld zurückgelassen, dienen sie dazu, den Standort der gegnerischen Geschütze bestimmen zu können, die sie unter Feuer nehmen.

Die ukrainischen Militärs, die die Einberufungsbescheide aushändigen, werden »Todesboten« genannt. In der Regel handelt es sich bei ihnen um neu Mobilisierte, denen bei der Einberufung ein Aufschub gewährt wird. Falls sie eine Mindestzahl von Vorladungen aushändigen oder dem Melde- und Rekrutierungsbüro eine bestimmte Anzahl Rekruten ausliefern, brauchen sie nicht an die Front. Weiterlesen in jungewelt.de

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