Künstler am Pranger Von Nick Brauns

»We don’t need no thought control«: Roger Waters bei »The Wall« (Düsseldorf, 6.9.2013)
Aus: Ausgabe vom 08.02.2023, Seite 3 / Inland
Rock ’n’ Roll und Politik
Künstler am Pranger
Kommunalpolitiker wollen Konzerte von Musiker Roger Waters in Deutschland verhindern. Hintergrund sind dessen Positionen zu Israel und der Ukraine
Von Nick Brauns
8. Februar 2023
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Zur Person: Roger Waters

Im Alter von einem halben Jahr verlor der am 3. September 1943 in Great Bookham, Surrey, geborene Roger Waters seinen Vater. Der einstige Pazifist war als Freiwilliger der britischen Armee 1944 in Italien im Kampf gegen die Naziwehrmacht gefallen. Für Waters ist diese Erfahrung bis heute prägend. In vielen seiner Lieder und Bühnenshows werden die Motive Krieg und Diktatur aber auch die Entfremdung der Menschen im Kapitalismus und ihre Manipulation durch die Medien der Herrschenden aufgegriffen.

Beim Architekturstudium in London lernte Waters Nick Mason und Rick Wright kennen, mit denen er die Band Sigma 6 gründete, aus der nach dem Beitritt von Syd Barrett Pink Floyd hervorging. Nachdem Barrett die Gruppe 1968 aufgrund seiner Drogenprobleme verlassen hatte, wurde Waters zum Bandleader. Der Stil von Pink Floyd wandelte sich von Psychedelic Rock zu Progressive und Space Rock. Waters schrieb einen Großteil der Songtexte und hatte 1973 maßgeblichen Anteil an ihrem erfolgreichsten Album »The Dark Side of the Moon«. 1985 eskalierte ein seit den Arbeiten zu »The Wall« schwelender Streit zwischen Gitarrist David Gilmour und Waters, der daraufhin seine Solokarriere begann. Das bekannteste Konzert mit der Bühnenshow von »The Wall« fand 1990 in Berlin statt. 2011 hatten Gilmour und Mason zwar einen Gastauftritt bei einem Konzert von Waters in London, eine Pink-Floyd-Wiedervereinigung wurde von diesem aber ausgeschlossen.

Das Zerwürfnis ist heute persönlich wie politisch. So schloss sich Gilmour, der mit den Rest-Pink-Floyd im vergangenen Jahr ein Solidaritätslied für die Ukraine aufgenommen hatte, am Dienstag vorbehaltlos einem Tweet seiner Ehefrau Polly Samson an. Die Liedermacherin hatte auf Twitter Waters als »antisemitisch bis ins Mark« sowie »lügender, diebischer, heuchlerischer, steuervermeidender, Playback singender, frauenfeindlicher, größenwahnsinniger Neidhammel« beschimpft. (nb)Weiterlesen in jungewelt.de

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