Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 42 Von Mathias Bröckers

Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 42

„Im allgemeinen ist heutzutage das Schutzzollsystem konservativ, während das Freihandelssystem zerstörend wirkt. Es zersetzt die bisherigen Nationalitäten und treibt den Gegensatz zwischen Proletariat und Bourgeoisie auf die Spitze. Mit einem Wort, das System der Handelsfreiheit beschleunigt die soziale Revolution. Und nur in diesem revolutionären Sinne, meine Herren, stimme ich für den Freihandel.“

 

Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 42

5. August 2022

“Im allgemeinen ist heutzutage das Schutzzollsystem konservativ,  während das Freihandelssystem zerstörend wirkt. Es zersetzt die bisherigen Nationalitäten  und treibt den Gegensatz zwischen Proletariat und Bourgeoisie auf die Spitze.  Mit einem Wort, das System der Handelsfreiheit beschleunigt die soziale Revolution. Und nur in diesem revolutionären Sinne, meine Herren, stimme ich für den Freihandel.”  So Karl Marx 1849 in einer Rede über den Begriff und das Narrativ des “free trade”, unter dem die britische “East India Company” zehn Jahr zuvor mit Kanonenbooten an der chinesischen Küste vorgefahren waren, um den “Freihandel” mit Opium durchzusetzen. In den  zwei “Opiumkriegen” von 1839–1842  und von 1856–1860   kolonisierten die Briten Hongkong und fünf weitere Hafenstädte und zwangen das Kaisereich mit Waffengewalt, der British East India Company den Verkauf von Opium zu erlauben. Dies ermöglichte es, die begehrten chinesischen Waren wie Tee, Seide oder Porzellan nicht mit heimischem Silber, sondern mit Opium aus den indischen Kolonien zu bezahlen. 1858 forderte  Karl Marx dann als  Londoner Korrespondent der New York Herald Tribune, dass England “durch den Druck der gesamten zivilisierten Welt gezwungen wird, den Zwangsanbau von Opium in Indien und dessen gewaltsame Verbreitung in China einzustellen.“ Doch erst mehr als fünf Jahrzehnte später war London bereit, auf den Opiumhandel zu verzichten, der die wichtigste Einnahmequelle des britischen Imperiums darstellte: “Ohne Opium kein Empire” fasste Prof. Carl Trocki 1999 eine Studie über die geopolitische Ökonomie des  Drogenhandels zusammen. Und nochmals 50 Jahre später agierte das US-Imperium in Vietnam und Afghanistan nach derselben Regel. (Mehr dazu meinem Buch “Die Drogenlüge”, 2010)
Mir fielen diese Geschichten wieder ein, als Nancy Pelosi, Sprecherin des US-Repräsentantenhauses, jetzt ihren Stunt in Taiwan absolvierte. Die Zeit von den Opiumkriegen bis zum Sieg der kommunistischen Volksbefreiungsarmee unter Mao Zedong 1949 gilt in China als das “Jahrhundert der Demütigung” – durch die britischen und andere europäische Kolonisatoren und durch die Invasion und Massaker des faschistischen Japan von 1937-1945. Dass der im Bürgerkrieg unterlegene Nationalist Chiang Kai Shek auf die Insel Taiwan flüchtete, wo er dann bis 1975 quasi-diktatorisch herrschte, hat für die Chinesen nichts daran geändert, Taiwan weiterhin als Teil Chinas zu betrachten und eine Wiedervereinigung anzustreben. Das US-Imperium hingegen setzt wie überall auf der Welt auf Teile & Herrsche: Separation und militärische Konflikte, hatte aber mit Rücksicht auf Handel mit China in den letzten Jahrzehnten den Ball in Sachen Taiwan relativ flach gehalten, weshalb seit 25 Jahren kein US-Offizieller die Insel besucht hat. Dass nun die korrupte kalifornische Schreckschraube Pelosi als Nr.3 in der US-Hierarchie nicht diskret diplomatisch, sondern mit wochenlangem Bohei und PR-Getöse anreist, hat denn auch nichts mit Diplomatie und Völkerfreundschaft, sondern nur mit Ignoranz und Provokation zu tun. Außer “Demokratie vs.Autokratie”-Geblubbel hatte Mrs.Pelosi auch gar nichts zu sagen und konnte nur hoffen, dass die Taiwanesen das berühmte Bejamin Franklin Zitat – “Those who would give up essential Liberty, to purchase a little temporary Safety, deserve neither Liberty nor Safety.” – nicht kennen, von dem sie eine gestammelte Bullshit-Version zum Besten gab. Weiterlesen bei Mathias Broeckers.com

Nancy Pelosis Benjamin Franklin Cover

 

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