
Ich stimme diesem Artikel/Essay von Iris Hefets uneingeschränkt zu, der sich mit dem Thema befasst, dass mich schon viele Jahre umtreibt. Zumal ich mich noch sehr gut an den beschriebenen Vorfall, mit meinem Vater Heinz Galinski erinnern kann. Er wurde ständig von der “Nervensäge vom Dienst”, wie er sie zuhause nannte, Lea Rosh genervt. Denn mein Vater wollte im Gegensatz zu Rosh, wollte er ein Holocaustdenkmal für ALLE Opfer des Naziregimes, ohne Unterschied von Religion und Ethnie, von Sinti, zu Kommunisten und Widerständlern, also allen Verfolgten. Während die “Philosemitin” Rosh, ein Mahnmal NUR für Juden wollte,
“Die Institutionalisierung der deutschen Erinnerungskultur”
Wenn es eine deutsche Einheit gibt, dann darin: Rettungsfantasien „der Juden”
Berlin – Ein Essay des Genozidforschers Dirk Moses, der im Mai dieses Jahres veröffentlicht wurde, erregte international Aufsehen: „Der Katechismus der Deutschen” entfachte laufende Diskussionen über das Verhältnis des Holocaust-Gedenkens zur vergleichsweise zaghaften Erinnerungskultur gegenüber den deutschen Kolonialverbrechen – sowie über Fragen zu Grenzen der Meinungsfreiheit im deutschen Diskurs.
Bild: Jewish Kippas (skullcaps) are seen on display at a store in downtown west Jerusalem (AFP)
Wenn es eine deutsche Einheit gibt, dann darin: Rettungsfantasien „der
Juden“
Durch ihr Beharren auf Glaubenssätzen versuchen Deutsche, historische Schuld abzuwehren. Psychoanalytische Perspektiven auf eine Debatte um Holocaust-Erinnerung
Zahlreiche Deutsche handeln nach dem von Moses dargelegten, philosemitischem Imperativ. Dabei stets griffbereit: ein passendes Kostüm – etwa eine Papp-Kippa oder eine Israel-Flagge.
Berlin – Ein Essay des Genozidforschers Dirk Moses, der im Mai dieses Jahres veröffentlicht wurde, erregte international Aufsehen: „
“ entfachte laufende Diskussionen über das Verhältnis des Holocaust-Gedenkens zur vergleichsweise zaghaften Erinnerungskultur gegenüber den deutschen Kolonialverbrechen – sowie über Fragen zu Grenzen der Meinungsfreiheit im deutschen Diskurs. Die Berliner Zeitung am Wochenende begleitet diese Debatte seit einigen Monaten kritisch und lässt dabei verschiedene Positionen zu Wort kommen. Hier kommentiert die Psychoanalytikerin Iris Hefets.
Herbert Rosenfeld, der in Nürnberg geborene und vor den Nazis nach London geflohene jüdische Psychoanalytiker, sagte 1984 in einem Vortrag im Rahmen der Deutschen Psychoanalytischen Vereinigung: „Wenn die psychotisch-omnipotente Struktur eine ganze Nation überwältigt, ist die Einsicht, die Verrücktheit voll anzuerkennen, sehr schwierig. Es ist vielleicht erst jetzt möglich, die tieferen psychologischen Elemente zu studieren, welche die deutsche Nation vor mehr als fünfzig Jahren überwältigten. Ich fürchte, dass eine völlige Heilung von dieser gefährlichen Krankheit noch sehr viel Zeit kosten wird und aktive Unterstützung erfordert.“
Aus heutiger Perspektive kann man gleich mehrere Symptome dessen beobachten. So konzentrierte sich etwa die Debatte um den Artikel von Dirk Moses – „Der Katechismus der Deutschen“ – vorwiegend um die Frage, ob der Holocaust „singulär“ sei oder nicht. Kaum wurde gefragt, warum es der deutschen Gesellschaft so wichtig ist, auf der Maxime der Singularität zu beharren.
Es lohnt, die deutsche Erinnerungskultur an sich historisch zu betrachten. Als sie an ihrem Anfang stand, war sie von nicht-institutionalisierten, eher bescheidenen Initiativen geprägt: Stolpersteine, Orte der Erinnerung, Vorträge und Bücher von Zeitzeugen. Projekte, die auch die Opfer des Genozides und ihre Schicksale miteinschlossen.
In den letzten 20 Jahren haben sich immer stärker auch deutsche Institutionen dieses Projektes angenommen und dadurch die Trennlinie zwischen Nachkommen der Täter und der Opfer – und damit auch die für eine Wiedergutmachung unabdingbare Abhängigkeit des Täters vom Opfer – immer weiter verschwimmen lassen.
Die Institutionalisierung der deutschen Erinnerungskultur
Schon Lea Rosh – die durch die Änderung ihres deutsch-christlichen Namens Edith quasi zum Judentum konvertierte – handelte über die Köpfe deutscher Jüdinnen und Juden hinweg. Dem damaligen Präsidenten des Zentralrats der Juden, Heinz Galinski, sagte sie,
: „Halten Sie sich da raus, die Nachkommen der Täter bauen das Mahnmal, nicht die Juden. Aber es wäre schön, wenn Sie nicken könnten.“
Roshs fragwürdige Funktionalisierung jüdischer Menschen gipfelte darin, dass sie Zähne eines Opfers auf eine der Denkmalstelen legte. Raphael Seligman sah in ihr letztlich ein Symptom der deutschen Gesellschaft. Er sei,, weniger besorgt um die mentale Verfassung von Frau Rosh, sondern eher um die einer Gesellschaft, die ihrem Aktionismus blind folge. Heute wirkt es, als habe die deutsche Öffentlichkeit Roshs Devise verinnerlicht:
„Wir Deutschen müssen ein weithin sichtbares Zeichen setzen, um in aller Öffentlichkeit zu dokumentieren, dass wir die Last dieser unserer Geschichte annehmen, dass wir ein neues Kapitel in dieser unserer Geschichte zu schreiben gedenken“, forderte Rosh 1991 in ihrem Aufruf zur Errichtung des Holocaust-Mahnmals. Die Deutschen müssten also den Eindruck entstehen lassen, dass sie die Last der Geschichte anerkennen, um unmittelbar danach ein neues Kapitel aufschlagen zu können. Weiterlesen in Berliner Zeitung.
Kommentar hinterlassen